SturmEcho

SturmEcho 368: Ivica Osim

Zur heißen Jahreszeit gibt es für euch emotionalen Lesestoff. Die Sturm-Spieler stehen nach einer kurzen Sommerpause wieder auf dem Trainingsplatz – und auch das SturmEcho ist mit seiner 368. Ausgabe zurück bei allen Schwarz-Weißen.

Im Fokus steht dabei mit Ivica Osim der Jahrhunderttrainer des Klubs, der den Verein über Jahre hinweg entscheidend geprägt hat und unlängst 80-jährig verstarb. Ansonsten Thema im traditionsreichen Klubmagazin: die erfolgreichen sportlichen Entwicklungen der abgelaufenen Saison und ein Ausblick auf die Zukunft.

Volimo te.

Ivica Osim war ein großer Fußballer, ein großer Trainer, aber ein noch größerer Mensch. Ausgerechnet am 113. Geburtstag seines SK Sturm schloss der „Strauß von Zeljo“ für immer seine Augen. Aus diesem Grund verneigt sich das SturmEcho mit einem ausführlichen Nachruf, einem textlichen und fotografischen Tagebuch der Ereignisse ab dem ersten Mai, sowie Erinnerungen von Osims Schützling Gilbert Prilasnig noch einmal vor der unvergleichlichen Sturm-Legende.

Der Cheftrainer spricht.

Christian Ilzer im Interview über die souveränen Auftritte in der abgelaufenen Meistergruppe, seine Magic Moments der vergangenen Saison und den herausfordernden Herbst.

Spieler der Saison.

14 Tore, 15 Assists und unzählige Top-Leistungen machten Jakob Jantscher zum Spieler der Saison. Dem SturmEcho berichtet er über die Wertigkeit dieser Auszeichnung und über seine Vorhaben für die neue Saison.

Sturm II in Liga II.

Mit 105 Treffern stieg Sturms zweite Mannschaft nach einer fulminanten Spielzeit in die zweite Liga auf. Ein Blick auf das letzte Heimspiel in der Regionalliga und den entfachten Jubel um die „Meisterbuam“.

Publikumsrekord.

1.704 Zuseherinnen und Zuseher verfolgten das Heimspiel der Sturm Damen gegen Neulengbach. Ein Streifzug durch das gut gefüllte Oval in Liebenau, in dem am Ende die Vizemeisterinnen aus der Steiermark jubelten.

Schwarz und weiß.

Im Web und in der Stadt. Neben Straßenbahn und Gondel in den Vereinsfarben zeigt sich Sturm auch online bereit für die neue Saison. Es gibt einen neuen Webauftritt inklusive digitaler Plattform und eine überarbeitete Corporate Identity.

Inhalt:

  • 14 Tage mit Ivica Osim
  • Die Welt ist alles, was der Ball ist
  • Als aus mir der „Student“ wurde
  • Kurznachrichten
  • Christian Ilzer im Interview
  • Porträt: Jakob Jantscher
  • Vorstandsetage (Kolumne)
  • In Stadt und Web schwarz-weiß
  • Problembehr (Kolumne)
  • Jubel um die „Meisterbuam“
  • Schwarzmarkt
  • Kurvendiskussion (Kolumne)
  • Schwarz-weiße Familienchronik
  • Schlusspfiff: So viele Fans wie nie zuvor

Die Welt ist alles, was der Ball ist (Leseprobe)

Ivica Osim war Fußballer, er war Trainer, aber er war vor allem ein Humanist, der die Gleichheit im Rollen des Balles und im Vergehen des Lebens erkannte. Eine Verneigung aus der Ferne.

Siebzig Stunden, so heißt es, seien die beiden Autoren Stefan Schennach und Ernst Draxl einst in der Kantine von Sturm Graz gesessen. Ihnen gegenüber saß Ivica Osim. Osim war Sturm-Trainer zwischen 1994 und 2002. Er ist in seiner Wirkung für den Verein nicht zu überschätzen. Er war sehr erfolgreich. Vor allem aber erwies er sich in allem, was er sagte, zunächst als Mensch, als einer, der die Idee des Humanismus auch dort erkennen wollte (und umsetzen konnte), wo der Ball rollte. Ein Mann mit Kultur, ein Stiller, ein Nachdenklicher, einer, der vom Leben gezeichnet wurde, und einer, für den das Spiel immer das Leben war. Denn dort, im Spiel, sah er das Leben. Und zwar alles, was das Leben hat. „So ist das Leben, im Fußball wie auch im normalen Alltag: hart, ungerecht, trotzdem schön, aber viel zu schnell und hysterisch.“ Das sagte der Mann schon in einer Zeit, bevor das Internet die Welt ins Unerträgliche beschleunigte.

Schweigen versus plaudern

In den 70 Stunden in der Sturm-Kantine wurde wahrscheinlich auch einfach geplaudert. Davon erfahren wir aber nichts in dem Buch, das aus diesen Gesprächen wurde. Es trägt den Titel „Die Welt ist alles, was der Ball ist“. Dass dieser Titel auf einen Satz aus dem „Tractatus logico-philosophicus“ von Ludwig Wittgenstein verweist, muss niemanden verwundern, der Osim über die Jahrzehnte zuhörte – selbst wenn es immer nur aus der Ferne war. Er schwieg eher, statt einfach zu plaudern. Die Gespräche in der Sturm-Kantine liegen schon gut 20 Jahre zurück. Nun, da Osim im Mai im Alter von 80 Jahren gestorben ist, lohnt sich ein Blick auf sein Leben anhand dieses Buches, um die Größe dieses Mannes, um seine Leidenschaft, aber eben auch sein Leid zu erahnen.

1941 wurde er in Sarajevo geboren, Sohn einer Arbeiterfamilie, keiner, für den das Leben ohne Mühe verlief. Vielleicht verschwimmen nicht zuletzt wegen seiner Herkunft die Grenzen zwischen Grübelei und Stille, zwischen Pessimismus, Skepsis und Realität. „Osim war ein Philosoph bei einem Grazer Arbeiterklub und gleichzeitig selbst ein Arbeiter“, war in einem Nachruf zu lesen. Ein Optimist war er jedenfalls keiner: „Das Leben ist viel zu lang, um Optimist zu sein“, sagte er einmal. Und eine schöne und eine ganz schön lange Zeit seines Lebens prägte er mit seiner Arbeit bei Sturm. Und damit prägte Osim das Fußballgeschehen so, dass jene, die auch nur ein bisschen Ahnung vom Kicken hatten, aus dem ganzen Land bewundernd nach Graz schauen mussten.

Heinz Schilcher, der Manager, den er aus gemeinsamen Kickerzeiten bei Racing Straßburg kannte, holte ihn 1994 nach Graz. Die Ironie und die Zurückhaltung von Osim schufen den Gegenpol zum lauten Klubchef Hannes Kartnig. Sturm holte 1996 erstmals den Cup und wurde 1998 erstmals Meister. Rapid, der Zweite, hatte damals 19 Punkte Rückstand. Im Nachhinein, aber bei genauem Hinschauen schon damals, war klar: der Beginn einer Ära. Zweimal wurde Osim mit Sturm Meister (1998 und 1999), dreimal Cupsieger (1996, 1997, 1999). Dreimal spielte Sturm in der Champions League und stieg bei der dritten Teilnahme – als einziges Team aus Österreich als Tabellenerster der Vorrunde – in die Zwischenrunde auf. Erfolg machte Osim nie übermütig. „Wenn wir gewinnen, dann ist das schön. Lernen aber kann ich nur aus Niederlagen“, das ist so ein Osim-Satz, der im schönen Gegensatz zum überschwänglichen Poltern des Präsidenten Kartnig draußen bei uns Zuschauern ankam. Er wusste, dass Gewinnen nur eine Momentaufnahme und niemals ein Dauerzustand sein kann.

Den gesamten Nachruf und weitere Beiträge zu Sturms Jahrhunderttrainer lesen Sie im neuen SturmEcho 368.

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