Profis

DANKE für diesen Moment

Der SK Puntigamer Sturm Graz gewinnt durch einen Last-Minute-Treffer von Otar Kiteishvili mit 1:0 und verschafft sich im Kampf um den Aufstieg in die K.O. Phase eine hervorragende Ausgangsposition für das abschließende Gruppenspiel beim FC Midtjylland am kommenden Donnerstag.

Nach Abpfiff brach in Graz-Liebenau kollektiver Jubel aus. © Foto Atzler

Überlegene Gäste in Halbzeit eins

Zuallererst: UNGLAUBLICH! Sturm gewann ein maximal dramatisches Fußballspiel in schönst-möglicher Art und Weise und dank Otar Kiteishvilis Treffer in der 93. Spielminute mit 1:0. Die Grazer stellten die Weichen auf ein europäisches Überwintern. Die Teams wurden mit zwei feurigen, beeindruckenden Choreografien der beiden Fanlager empfangen, so feurig, dass sich der Anpfiff um ein paar Minuten verzögerte. Das tat der tollen Stimmung im Stadion keinen Abbruch, von Minute eins weg peitschte der schwarz-weiße Anhang seine, spätestens seit heute, Helden nach vorne. Die erste gefährliche Aktion gehörte den Grazern. In der sechsten Minute kam Tomi Horvat im Strafraum zum Abschluss, traf jedoch nur Gernot Trauners Kopf. Jörg Siebenhandl, der sich noch das ein oder andere Mal auszeichnen sollte, parierte einen Kökcü Freistoß sehenswert (12.). In der darauffolgenden Spielphase passierte relativ wenig am Grün der Merkur Arena, die großen Tormöglichkeiten waren Fehlanzeige. In der 33. Minute reagierte Sturms Nummer 27 erneut gut und wehrte einen Kökcü Freistoß ab. Grätschen gehört im Fußball ja zum guten Stil, in der Fußballschule wird dieses Tackling von Gregory Wüthrich ab sofort in der ersten Defensiv-Lehreinheit unterrichtet. Der 27-Jährige gewann das Laufduell gegen den durchbrechenden Danilo und grätschte das Spielgerät als letzter Mann perfekt weg. In der 40. Minute hatte Sturm erneut einen sicheren Rückhalt, der den Kopfball von Danilo aus kürzester Distanz parierte. Wirklich Glück hatten die Steirer, als Danilo eine Hereingabe nicht richtig traf und der Ball auf Torhüter Siebenhandl zurollte. Es ging mit einer holländischen Überlegenheit, aber mit 0:0 in die Kabinen.

Starke zweite Hälfte wird belohnt, und wie

Cheftrainer Christian Ilzer fand wie oft in letzter Zeit die richtigen Worte in der Kabine, die Schwarz-Weißen traten nach Wiederbeginn unglaublich konzentriert auf. Sehr agil, äußerst aggressiv und viel spielfreudiger als in Halbzeit eins. Eine gefährliche Feldposition für die Gäste aus Rotterdam wurde von Gregory Wüthrich entscheidend geklärt, danach fing der Sturm-Lauf (im wahrsten Sinne des Wortes) an. Horvat klopfte das erste Mal am Gehäuse von Bijlow an, dieser stand richtig und parierte gut (54.). Die beiden darauffolgenden Wechsel sollten am Ende den Sieg bringen. Emegha kam für Ajeti in die Partie und Kiteishvili für Hierländer. Die georgische Nummer zehn der Grazer übernahm daraufhin auch die Kapitänsbinde, die ihn zusätzlich beflügeln sollte. Die Angriffsphase der Murstädter erlebte ihren ersten Höhepunkt, als Emanuel Emegha mit einem Kopfball den Pfosten traf (64.). Innenverteidiger David Affengruber hätte nur ein paar Minuten später die Führung erzielen können, sein Kopfball ging jedoch knapp am Gehäuse vorbei (71.). Danach probierte es Prass im Strafraum, sein Schuss wurde jedoch geblockt (82.). Der Druck von Sturm wurde immer höher, Emanuel Emegha verzog in der 87. Minute um Haaresbreite. Das Publikum war Feuer und Flamme und klatschte das Team beinahe mit dauerhafter Standing-Ovation nach vorne, die Führung lag in der Luft. Der vierte Offizielle zeigte vier Minuten Nachspielzeit an und wie eine alte Fußballerweisheit so schön besagt: "Ane bekommt ma immer no". Diese eine Chance kam in der 93. Minute vor den fußballerischen Vorhang in Graz-Liebenau. Freistoß Horvat, Verlängerung durch Emegha und dann folgte der ganz große Auftritt von Otar Kiteishvili, der in den vergangen 12 Monaten viele Rückschläge hinnehmen musste. Der Georgier nahm sich den Ball in Weltklasse-Manier mit der Brust mit und zog mit links ab, die Kugel schlug im rechten Eck ein, alle Dämme brachen. Auf den Rängen lag man sich mit Freunden, gleichsam wie mit Fremden in den Armen, die ersten Tränen flossen. Sturm belohnte sich für eine ganz starke zweite Halbzeit, gewann gegen den holländischen Spitzenklub Feyenoord Rotterdam nicht unverdient mit 1:0 und revanchierte sich für die 6:0 Niederlage in den Niederlanden. Mit acht Punkten nach fünf Spielen rangieren die Steirer auf dem starken 2. Tabellenplatz und haben in Midtjylland den Aufstieg in die K.O. Phase der Europa League in der eigenen Hand.

Ausgangslage fürs letzte Gruppenspiel

Folgende vier Szenarien sind möglich:

- Sturm steigt in die EL KO-Phase auf bei jedem Sieg und jedem Unentschieden in Midtjylland.

- Bei einem gleichzeitig schlechteren Abschneiden von Lazio in Rotterdam oder einem um fünf Tore höheren Sturm-Sieg als jener der Italiener kommt Sturm als Gruppensieger sogar direkt ins 1/8 Finale der EL.

- Sturm steigt in die ECL KO-Phase auf bei jeder Niederlage in Midtjylland, wenn gleichzeitig Feyenoord gegen Lazio entweder nicht oder um fünf Tore höher als Midtjylland gegen Sturm gewinnt.

- Sturm überwintert in Europa nicht, wenn die Mannschaft in Midtjylland verliert und Feyenoord gleichzeitig gegen Lazio nicht höher als mit vier Toren Unterschied gewinnt.

Mögliche Spieltermine wären:

EL-Zwischenrunde: 16.02.2023 fix auswärts/23.02.2023 fix daheim (Auslosung: 07.11.2022)
EL-Achtelfinale: 09.03.2023 fix auswärts/16.03.2023 fix daheim (Auslosung: 24.02.2023)
ECL-Zwischenrunde: 16.02.2023 fix daheim/23.02.2023 fix auswärts (Auslosung: 07.11.2022)

Stimme zum Spiel:

Cheftrainer Christian Ilzer:
"Ein unfassbar schöner Sieg. Ich muss ehrlich sagen, das Siegestor vom Otar Kiteishvili zählt sicher zu den emotionalsten Momenten meiner bisherigen Trainerkarriere. Es war fantastisch. Wir haben keine gute erste Halbzeit geboten, haben sehr verunsichert gewirkt und es nie geschafft, Ruhe, Qualität ins Spiel zu bringen. Wir verloren viel zu schnell den Ball und da war Feyenoord in allen Belangen besser. Es ist uns aber wirklich gelungen, eine völlig veränderte zweite Halbzeit auf den Platz zu bringen. Das Mittelfeld wurde von uns kontrolliert. Wir haben begonnen, das Spiel auch qualitativ zu beherrschen. Es war die Chance vom Ema, der Stangenkopfball, der für uns ein Signal für die letzte halbe Stunde war. Wir waren drückend überlegen und das klar bessere Team. Am Ende dann das Tor vom Otar, der eine wirklich lange Leidenszeit hatte. Deshalb freut es mich für ihn ganz besonders, dass er uns diesen wunderschönen Sieg beschert hat."

SK Puntigamer Sturm Graz 1:0 (0:0) Feyenoord Rotterdam

Aufstellung SK Puntigamer Sturm Graz:

Siebenhandl - Gazibegovic - Wüthrich - Affengruber - Dante (90. Schnegg) - Hierländer (56. Kiteishvili) - Ljubic - Prass - Horvat - Ajeti (56. Emegha) - Bøving (83. Jantscher)

Aufstellung Feyenoord Rotterdam:

Biljow - Geertruida - Trauner - Hancko - Lopez - Maduro - Szymanski (68. Pedersen) - Kökcü - Jahanbakhsh (60. Walemark) - Danilo (85. Gimenez) - Dilrosun

Tore: 1:0 Kiteishvili (93.)

Gelbe Karten: Ljubic; Timber, Dilrosun, Pedersen, Walemark

Merkur Arena, 13.987 Zuschauer:innen

Diesen Beitrag teilen

Themen in diesem Beitrag