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In Memoriam Walter Saria

Am 8. Februar hätte Legende Walter Saria – ein Jahrzehnt lang Einsergoalie, 103 Begegnungen ohne Gegentor – seinen Siebziger gefeiert.

Keeper der Jahrhundertelf

Walter Saria war mit 366 Pflichtspielen und 103 Begegnungen ohne Gegentor der absolute Rekordhalter der Sturm-Tormänner. Von 1975 bis 1986 war er der Einser-Goalie in Schwarzweiß. Der so sympathische Walter verstarb am 3. Februar 2021 fünf Tage vor seinem 66er allzu früh an einer schweren Krankheit.

Franz Mikscha, 1956 bis 1968 und 269 Einsätze bei damals nur 26 Meisterschaftsspielen pro Jahr, Walter Saria 366 Spiele und Christian Gratzei, 2002 bis 2018 mit 310 Pflichtspielen, sind die unangefochtenen Spitzenreiter. 2009 wurde Walter von den Sturmfans in den Kader der Sturm-Jahrhundertmannschaft gewählt.

Walter Saria in Action – ein Foto ebenfalls mit Legendenstatus. © Archiv SK Sturm

Starkult war dem Walter stets fremd

Dem stets bescheidenen und ruhigen Walter Saria waren Starkult und Selbstinszenierung fremd. Für ihn zählten Leistung, Teamgeist und Kameradschaft.

Saria stammt aus St. Peter am Ottersbach, wo sein Vater eine Fleischerei betrieb und die Mutter Lehrerin war. Die Oststeiermark war in den frühen 1970er-Jahren eine wahre Talenteschmiede: Kulmer, Pichler, Gruber, Schrei aus Weiz, Saria, Schneider, Leo Weiß, später auch Toni Haas und Walter Hörmann aus Feldbach zeigten auf.

Im Juni 1975 beobachten Sturm-Präsident Hans Gert und Trainer Karl Schlechta den 20-jährigen Saria beim Landesligamatch Guggenbach gegen Feldbach. Schlechta war vom Talent des jungen Walter überzeugt und bestärkte Gert, den Goalie sofort zu holen.

Im zweiten Bundesliga-Jahr, dem Europacup-Viertelfinal-Jahr 1975/76, war er vorerst dritter Tormann im Sturm-Kader, mit Refik Muftic und Fritz Benko hatte er starke Konkurrenten. Aber Schlechta setzte auf ihn und schon am 10. September 1975 debütierte er am Innsbrucker Tivoli. 0:3 war das Ergebnis, doch eine Woche später schlug Sturm den Meister aus Tirol im Rückspiel in Liebenau durch zwei Kulmer-Tore sensationell mit 2:1. Mit Koncilia, Krieß, Pezzey, Flindt, Welzl, Eigenstiller und Co. sowie Trainer Branko Elsner war das damals ein Bombenteam. Sturm spielte mit Saria; Wirth, Ruß, Thaler, Helmut Huberts; Pichler, Steiner, Weber; Kulmer, Stendal (Walter Gruber), Zamut. Auch beim Europa-Pokal-Sieg über Slavia Sofia in Liebenau, das mit einem 3:1 für Sturm endete, war der 20-Jährige im Einsatz und erhielt Sonderapplaus. Sturm schaffte damals den Einzug ins Viertelfinale.

Walter Saria, hier mit dem ebenfalls bereits verstorbenen Bozo Bakota 2009 in der Gruabn. © GEPA pictures

Eine stolze Serie

Nach zwei Jahren alternierend mit Refik Muftic und Fritz Benko war Walter Saria von 1977 bis 1986 fast zehn Jahre lang unumstrittene Nummer eins. Die zweiten Goalies – Franco Moser, Harald Rampitsch, Rene Seitner und Co – kamen nur ganz vereinzelt zum Zug. 1977/78 – in zehn Spielen nur sechs Gegentore, 1979/80, 1980/81, 1981/82 und 1982/83 spielte Walter jeweils in allen 36 Punktespielen, 1978/79 wurde er nur zweimal durch Moser vertreten. Ein seltener Rekord!

In den ersten Jahren studierte Saria, dessen Bruder Universitätsprofessor für Pharmakologie wae, an der Universität Sport und Mathematik. Das Studium ließ sich jedoch immer schwerer mit dem Fußball vereinbaren – und so begann er, der wie Pichler, Kulmer, Jurtin und Co stets Halbprofi blieb – beim Amt der Steiermärkischen Landesregierung. Bis zu seiner Pensionierung machte er als B-Beamter in der Gemeindeabteilung Karriere und war zuletzt bis zu seiner Pensionierung gefragter und geschätzter Oberamtsrat.

Mit Mandi Steiner und Andi Pichler plauderte Walter Saria gerne über die aktive Zeit. © GEPA pictures

Die legendären Achtziger

1980 im März folgte auf Trainer Günter Paulitsch Otto „Maximale“ Baric. Zuerst rettete dieser in einem Zitterfrühjahr Sturm vor dem Abstieg, im Herbst 1980 folgte dann der Beinahe-Triumph. In diesem Fast-Meisterjahr 80/81 feierte die Truppe Saria; Wirth, Schilcher, Pichler, Schauss; Breber (Hörmann), Kulmer (Peter Huberts), Steiner, Boyron; Bakota, Jurtin am 29. November 1980 den umjubelten ersten Herbstmeistertitel für einen steirischen Klub. Im Juni 1981 schrammte Sturm knapp am allerersten Meistertitel vorbei. Im Herbst 1981 folgten die UEFA-Cup-Schlachten gegen ZSKA Moskau (1:0 und 1:2) und IFK Göteborg (2:2 und 2:3) – immer mit Saria im Tor.

Unter Gernot Fraydl erlebte Walter 1983/84 einen abermaligen Höhepunkt: Spitzenplatz in der damaligen Sechzehnerliga und vor allem ein UEFA-Pokal-Höhenflug sondergleichen. 2:1 und 0:0 gegen Sportul Bukarest, 2:2 und 0:0 gegen Hellas Verona, 2:0 und 0:1 gegen Lok Leipzig sowie 0:1 und 1:1 gegen Nottingham Forest, damals mit Saria; Pichler; Schauss, Steiner, Feirer; Breber, Hörmann, Peter Huberts (60 Thonhofer); Bakota, Szokolai, Jurtin. Die Fußball-Steiermark stand Kopf.

Nach seiner Karriere stand Walter nur noch selten im Tor, war aber ein begeisterter Tennisspieler. © GEPA pictures

Ehrenplatz in der Sturmfamilie

Das Nationalteam war für den Klassekeeper bei der Konkurrenz mit Koncilia, Feurer, Fuchsbichler und Lindenberger kein Thema. Vor allem Friedl Koncilia war ja fast zehn Jahre lang kaum aus dem Team zu verdrängen. Ein Klubwechsel kam für Saria nicht in Frage, Sturm und Graz waren für ihn Heimat. Nach dem Ende der aktiven Zeit, die er ab 1987 bei Feldbach und Allerheiligen ausklingen ließ, konzentrierte er sich auf die Familie mit seiner Birgit, die er übrigens in der Gruabn kennenlernte, und seinen zwei Töchtern, auf seinen Beruf und seine Hobbies wie Tennis, Windsurfen, Reisen mit dem Wohnwagen und die Betreuung seines Hauses mit großem Grund.

2017 freute sich Saria über die Aufnahme in den neu gegründeten Legendenklub, 2019 war er Gast im Graz-Museum bei der Ausstellung Mythos Gruabn. Robert Seeger interviewte damals Saria, Steiner und Prilasnig. Ab 2020 litt er an einer bösen Erkrankung, der er am 3. Februar 2021 viel zu früh erlag. Die Sturm-Familie wird ihn nie vergessen.

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