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Gernot Jurtin – ein Sturm-Idol

Am 9. September 2025 hätte Legende und Sturm-Ikone Gernot Jurtin seinen Siebziger gefeiert. Am 5. Dezember 2006 erlag der gebürtige Scheiflinger 51-jährig viel zu früh einem aggressiven Krebsleiden.

Schwarz-weiße Zahlen für die Ewigkeit

Gernot Jurtin: Mit 119 Meisterschaftstoren für Schwarzweiß wurde er als Torjäger nur von Mario Haas und Ivica Vastic übertroffen. Er schoss Sturm ins Viertelfinale des Europacups der Cupsieger 1975/76 und ins UEFA-Pokal-Viertelfinale 1983/84. Er war Bundesliga-Schützenkönig 1980/81 und erzielte in der (Beinahe-) Meistersaison Sturms (80/81) in einem Spiel fünf Tore. Er war ein Vorbild als Spieler und als liebenswerter Mensch.

Zwei Männer spielen Fußball
Gernot Jurtin gab immer alles für seinen SK Sturm. © SK Sturm Archiv

Premiere im Jahr 1974

Im Juli 1974 kam ein eher schüchtern wirkender blonder, junger Spieler mit seinen Eltern von Judenburg nach Graz. Vater Jurtin, selbst Fußballer, Trainer und Förderer seines Buben, war ein gestrenger Herr und die Mutter war besorgt. Kontakte zu Swarovski Wacker Innsbruck konnte Sturm-Vizepräsident Karl Pühringer abwehren.

Und Sturm-Trainer „Sir“ Karl Schlechta war ein väterlicher Coach, der Geborgenheit und Sicherheit vermittelte. Präsident Hans Gert bot dem noch nicht 19-jährigen auch eine berufliche Chance als Bürokaufmann der florierenden Firma Reifen Gert.

So wurde Gernot Jurtin 1974 Sturm-Spieler. Nach Fritz Benko und Fredl Wirth (Eigenbau), Mandi Steiner (Kapfenberg), Heri Weber (Pöls ob Judendburg), Hubert Kulmer (Weiz), gemeinsam mit Andy Pichler (Weiz) und ein Jahr vor Walter Saria (Feldbach), Walter Gruber (Weiz) und Rudi Schauss (Eigenbau) ein weiterer steirischer Rohdiamant.

Der blonde, großgewachsene, schnelle und technisch versierte Jung-Stürmer sollte noch im selben Herbst ein Stammleiberl erringen – und er wurde – neben Ivica Vastic, Bozo Bakota, Mario Haas – zu dem Goalgetter der Sturm-Klubgeschichte. Und Hand in Hand mit seinem bescheidenen, liebenswerten Wesen zum unsterblichen Idol ganzer Generationen von Sturmfans.

Debüt bei der Bundesliga-Premiere

Juli 1974: Die neu geschaffene Zehner-Bundesliga hat Premiere, Euphorie bei Sturm. Startschuss mit Sturm gegen Wacker Innsbruck. Jurtin ist auf Anhieb mit dabei in der Elf Muftic; Ruth, Ruß, Pichler, Zamut; Steiner, Seneca, Ringert; Kulmer (Kaiser), Stendal, Jurtin. 1:0-Sieg für Sturm durch ein Mandi Steiner-Goldtor.

Unvergessen auch das Traum-3:0 im Dezember 74 gegen Austria Wien mit dem jungen „Wunderteam“ Benko; Ruth, Ruß, Kaiser, Heli Huberts; Pichler, Seneca, Steiner; Kulmer, Stendal, Jurtin. Tore: Kulmer, Stendal, Jurtin – ein Tor schöner als das andere.

Mehrere Männer beim Fußballspielen
Gernot Jurtin wurde zum unsterblichen Idol ganzer Generationen von Sturmfans. © SK Sturm Archiv

119 Meisterschaftstore

Das waren die legendären Stürmerreihen jener Jahre von 1974 bis 1986:

Kulmer – Stendal – Jurtin in der Ära Karl Schlechta als Sturm ins Viertelfinale des Cupsieger-Bewerbes vorstieß.

Bakota – Toni Haas – Jurtin unter Dr. Günter Paulitsch und in der Ära Otto Baric, als Sturm Herbst- und Vizemeister wurde.

Bakota – Niederbacher – Jurtin und Bakota – Szokolai – Jurtin in der Ära Fraydl-Pflug, als Sturm im Viertelfinale des UEFA-Cups unglücklich gegen Nottingham ausschied.

Insgesamt spielte Gernot Jurtin von 1974 bis 1987 378 Meisterschaftsspiele für Sturm, dazu die Cupspiele (1975 ÖFB-Pokalfinale gegen Wacker Innsbruck) und die UEFA-Bewerbe 74/75, 75/76, 78/79, 81/82 und 83/84.

119 Meisterschaftstore, 1981 mit 20 Toren Liga-Schützenkönig, dazu sechs Tore in UEFA-Bewerben …

Unvergessen das erlösende 1:1 am 5. November 1975 bei Haladas Szombathely knapp vor Schluss, das war der Aufstieg ins Viertelfinale (Gegner Eintracht Frankfurt).

Großartig das Traumtor im UEFA-Pokal im Oktober 1983 bei Hellas Verona, wo Sturm dank der Tore von Jurtin und Szokolai ein 2:2 erreichte. Das 0:0 am 2. November ’83 in Liebenau war dann der Aufstieg.

Ein Mann im Fußballdress mit Ball.
Zur imposanten Bilanz von Gernot Jurtin gehören auch ein Dutzend Länderspiele inklusive einem Treffer für Österreich. © GEPA pictures

Zwölfmal im Nationalteam

Im Nationalteam brachte es Jurtin – bei damals unglaublicher Konkurrenz mit Hans Krankl, Willy Kreuz, Walter Schachner, Kurt Jara – auf zwölf Einsätze und ein Tor bei der WM-Quali in Linz gegen Finnland am 17. Juni 1981 zum 5:0. Endstand 5:1.

Auslandskarriere

Gernot Jurtin hätte ohne weiteres eine Auslandskarriere starten können. Um 1980 stand der österreichische Fußball nach Cordoba international hoch im Kurs. Spieler wie Koncilia, Hickersberger, Hattenberger, Kreuz, Jara, Prohaska, Krankl, Schachner und Co. waren erfolgreich. Und Jurtin hatte Angebote aus Spanien und Italien.

Aber der sympathische Gernot war ein Familienmensch. Er zog ein harmonisches Privatleben und sein berufliches Standbein bei Reifen-Gert beziehungsweise im Sportartikel-Handel einem Auslandsabenteuer vor. Sehr zur Freude der Sturmfans, die ihren Gernot behalten durften.

Zwqei Männer geben sich die Hand.
Treffen zweier Legenden: Paul Breitner (Bayern München) und Gernot Jurtin (SK Sturm). © GEPA pictures

Frühes Karriereende und Sturm-Nachwuchszentrum

Nach seinen tollen UEFA-Cup-Toren 1983/84 war Gernot Jurtin 1986/87 erst knapp 32 Jahre jung.

Viel zu früh beendete Jurtin seine große Karriere, die er nur Sturm gewidmet hat.

Gemeinsam mit Rosemarie Gert war er im Sturm-Vorstand tätig und widmete sich als Nachfolger von Herbert Troger senior, der das Sturm-Bundesnachwuchszentrum gegründet hatte, der Organisation und Führung des Sturm-BNZ.

Schließlich verschlug es Jurtin beruflich immer mehr nach Altenmarkt im Pongau, wo er mit seiner Frau Arabella eine Firma für Reifen und Autozubehör mit Filiale in Mondsee führte und ausbaute.

In Altenmarkt kam auch seine geliebte Tochter Sophie zur Welt.

Wenn es seine knappe Zeit erlaubte, war Gernot Jurtin aber in Graz, wo er bis zuletzt mit seinen Freunden von einst die „Sturm-Legenden“ auf dem grünen Rasen und in der Halle glänzend vertrat.

Zwei Männer spielen Fußball.
Bis zuletzt verstärkte Gernot Jurtin die Sturm-Legenden. © GEPA pictures

Bei und mit Sturm lebt Gernot weiter

Wie seine Karriere, so endete auch Gernots Leben viel zu früh. Ende August zwang den knapp 51-jährigen ein plötzlich aufgetretenes Krebsleiden zu einer Operation.

Gernot stellte sich ihr voller Zuversicht. Und Optimismus strahlte er auch noch beim Derby Sturm gegen GAK im November 2006 aus. Doch das Leiden besiegte ihn unbarmherzig und rasch. Genau vor Jahresfrist, im Dezember 2006 wurde Gernot Jurtin, begleitet von einer unübersehbaren Schar von Freunden und Fans, in Altenmarkt zu Grabe getragen.

Bei und mit Sturm aber lebt er weiter, solange es einen SK Sturm gibt und solange sich dankbare Menschen an ihn erinnern können.

Noch heuer im Herbst ist im Gedenken an Gernot Jurtin ein besonderes Ereignis im Trainingszentrum Messendorf geplant.

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