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Die Titelverteidigung

Der SK Puntigamer Sturm Graz verteidigte am 32. und letzten Spieltag der ADMIRAL Bundesliga erfolgreich seinen Titel aus der Vorsaison und hievte zum insgesamt 5. Mal die Meisterschale in den Grazer Nachthimmel – ein Rückblick auf eine ganz spezielle Saison.

Dimitri Lavalée traf gegen Hartberg. © GEPA Pictures

Holpriger Start, Siegesserie und Königsklassen-Comeback

Der SK Sturm startete mit einer klaren Vision in die neue Saison 2024/25 – die Titelverteidigung in beiden nationalen Bewerben. Standesgemäß erfolgte der Saison-Auftakt bei hochsommerlichen Temperaturen in der ersten Runde des UNIQA ÖFB-Cups. Der Kremser SC stand den Grazern gegenüber und machte seine Sache – zum Leidwesen der Steirer – gut und zwang den Doublesieger in die Verlängerung. Nach 120 Minuten stand ein 4:2 für die Grazer an der Anzeigetafel und der Einzug in Runde zwei war geschafft. Eine Woche später folgte dann die Ernüchterung: Beim Bundesliga-Saisonauftakt verlor man in Wien-Hütteldorf verdient mit 0:1. Anschließend sollte das "Werkl" jedoch immer besser in Fahrt kommen: Hartberg, Klagenfurt, Altach, Ried in Cup-Runde zwei sowie die WSG Tirol (nach einem 1:2 Rückstand) mussten sich allesamt geschlagen geben. Mit breiter Brust reisten Kiteishvili und Co. zum UEFA Champions League-Comeback nach 23 Jahren in die Bretagne, Stade Brest hieß der Gegner. Die Nord-West Franzosen sollten – auch aufgrund des Spielverlaufs – knapp die Oberhand behalten und der Traum vom ersten Punktgewinn im ersten Königsklassen-Spiel der Saison war mit einer 1:2 Niederlage geplatzt. Der sollte bekanntlich aber noch folgen.

Jusuf Gazibegović und Kollegen konnten es nicht fassen. 0:3 musste man sich dem WAC geschlagen geben. © GEPA Pictures

Wechselbad der Gefühle

Nach der Auftakts-Niederlage in Frankreich hieß der Gegner in der heimischen Bundesliga Wolfsberger AC. Gegen die Lavanttaler tat man sich schon fast traditionell schwer und musste – auch aufgrund der mangelhaften Chancenauswertung – klar und deutlich in Liebenau mit 0:3 geschlagen geben. Nur drei Tage später reiste man zum Nachtragsspiel zur Wiener Austria. Auf eine furiose erste Hälfte, in der man den Gegner regelrecht vorführte und mit 2:0 voran lag, musste man im zweiten Spielabschnitt zwei Ausschlüsse hinnehmen, die die Wiener wieder zurück in die Partie brachten, 2:2 hieß es am Ende. Wiederum wenige Tage später musste sich Blau-Weiß zum ersten von fünf Malen in dieser historischen Saison beugen, 2:1 gewann man in der Stahlstadt. Im ersten Champions League-Heimspiel nach 23 Jahren traf man auf den Club Brügge, der sich im Duell der Meister wiederum denkbar knapp durchsetzen sollte, 0:1 hieß es am Ende für die Belgier.

Mika Biereth und Kollegen feierten den Derby-Sieg ausgelassen! © Sebastian Atzler

Geschichte in schwarz und weiß, Abgang von Andreas Schicker

Auf die bitter Niederlage gegen Brügge sollten zwei legendäre Spiele folgen. Gegen den ehemaligen Serienmeister aus Salzburg gewann man in unwiderstehlicher Manier im Stimmungskessel Liebenau mit 5:0, was gleichzeitig aber auch den Abschied von Geschäftsführer Sport Andreas Schicker bedeuten sollte, der nach drei Titeln und viereinhalb unvergesslichen Jahren nach Hoffenheim wechselte. Nach der Länderspielpause stand das erste Grazer Stadtderby in der Bundesliga seit 17 Jahren auf dem Programm, das Schwarz-Weiß am Ende klar mit 5:2 für sich entscheiden sollte. Gegen den portugiesischen Meister Sporting Club de Portugal mit Superstar Viktor Gyökeres sollte aber drei Tage später kein Kraut gewachsen sein, 0:2 musste man sich in Klagenfurt geschlagen geben. Die Antwort auf diese Niederlage? Der erste Sturm-Sieg in der neuen Raiffeisen Arena des LASK. Weil den Grazern Linzer Vereine in der abgelaufenen Saison so gut lagen, hieß der Gegner im Achtelfinale des UNIQA ÖFB-Cups Blau-Weiß. Die Stahlstädter mussten sich – wiederum knapp, aber verdient – mit 2:1 geschlagen geben. In der Bundesliga stand in Runde zwölf wieder der SK Rapid gegenüber, 1:1 trennte man sich von den Hütteldorfern. Das mitunter historischte Auswärtsspiel der jüngeren Klub-Geschichte ging Anfang November über die Bühne. Am 05. November gastierte der SK Sturm in der UEFA Champions League beim deutschen Traditionsverein Borussia Dortmund. 81.000 Zuschauer:innen wohnten diesem Spiel bei und ein Großteil davon rieb sich die Augen: Rund 6.000 Sturm-Anhänger sorgten für einen unglaublich-lautstarken Auswärtssupport, der stimmungsmäßig dem Heimpublikum über weite Strecken um nichts nachstand. Ähnlich sah es auf dem Spielfeld aus, denn die Grazer zeigten einen unglaublich beherzten Auftritt und hätten sich einen Punkt verdient gehabt, doch Donyell Malen entschied die Partie für Dortmund. Auch wenn das Ergebnis weh tat, dieses Erlebnis und diese Stimmung wird allen, die im Westfahlen-Stadion dabei waren, für immer in Erinnerung bleiben.

Mika Biereth erlöste die rund 25.000 Schwarz-weißen in Klagenfurt und traf gegen Girona zum Sieg. © Sebastian Atzler

Historische Spiele, Abgang von Christian Ilzer und Neubesetzung des Geschäftsführers Sport durch Michael Parensen

Wenige Tage nach der denkbar knappen Niederlage in Dortmund gastierte man beim TSV Hartberg. In der Oststeiermark holte man drei Zähler, ehe die dritte und letzte Länderspielpause im Herbst 2024 ins Land zog. In jener folge Cheftrainer Christian Ilzer dem Ruf von Andreas Schicker und übersiedelte nach Hoffenheim. Ilzer sowie Schicker betonten damals stets, dass sie eine funktionierende und hungrige Mannschaft übergeben haben, heute weiß man – sie hatten Recht! Interimsmäßig übernahm Sturm II-Trainer Jürgen Säumel das Ruder und wurde später auch zum Cheftrainer beordert, ein Schritt, der sich als goldrichtig herausstellen sollte. Kurz vor der ersten Partie von Säumel wurde auch die Stelle des Geschäftsführers Sport neu besetzt, Michael Parensen übernahm diese Position. Die erste Partie unter der Leitung von Jürgen Säumel war dann zugleich auch eine historische. Der SK Austria Klagenfurt wurde mit 7:0 (!) nach Hause geschickt. Nur vier Tage später sollte das nächste Kapitel in den schwarz-weißen Geschichtsbüchern geschrieben werden. Die Grazer nahmen den Schwung vom 7:0 mit ins Königsklassen-Heimspiel gegen Girona und fuhren den längst fälligen ersten Heimsieg in der Champions League nach über 20 Jahren ein, Mika Biereth erlöste die rund 25.000 Zuschauer:innen in Klagenfurt. Danach holte man im Westen vier Zähler, einen in Altach, drei in Innsbruck bei der WSG. Nach dem Schlusspfiff flossen bei Rechtsverteidiger Jusuf Gazibegović die Tränen, da es sein letzter Auftritt im schwarz-weißen Trikot sein sollte, er wechselte in der Winter-Transferperiode nach Köln, mit denen er als Meister in die Bundesliga aufstieg. Bei der denkbar knappen 3:2-Niederlage in Lille im letzten Spiel des Jahres 2024 schrammten die Grazer trotz 0:2-Rückstand nur knapp am Punktgewinn vorbei. So überwinterte man mit drei Zählern in der Königsklasse, als Viertelfinalist im ÖFB-Cup und als Tabellenführer der heimischen Bundesliga.

Ein Bild sagt mehr als Tausend Worte, Arjan Malić wurde geherzt, Jon Gorenc Stanković ließ seinen Emotionen freien Lauf. © Sebastian Atzler

Wechselbad der Gefühle

Im Winter verließen neben Gazibegović auch Mika Biereth und Erencan Yadrimci den Verein, das sollte Sturm jedoch nicht aufhalten. Der Jahres-Auftakt verlief für die Grazer allerdings alles andere als nach Wunsch. In Bergamo musste man sich dem amtierenden Europa League-Sieger Atalanta Bergamo mit 5:0 geschlagen geben, ehe man sich eine Woche später mit einem 1:0-Heimerfolg gegen RB Leipzig die Punkte vier, fünf und sechs in dieser Königsklassen-Saison holte, Arjan Malić traf zum Sieg. Der Auftakt in die heimischen Bewerbe lief ebenso nicht nach Wunsch. Im Cup musste man gegen die Austria nach einem 0:2 die Segel streichen, eine Woche später kam man gegen die Wiener nicht über ein 2:2 hinaus. Zwei weitere Tiefpunkte setzte es in den nächsten Bundesliga-Spielen. Gegen den WAC war man chancenlos und ging in Wolfsberg mit 0:3 unter, auf den 2:1-Heimerfolg gegen Blau-Weiß folgte eine ernüchternde 3:1-Niederlage in Salzburg.

Kiteishvili und Scherpen jubelten über den Auswärtssieg in Salzburg und auch über ihre Auszeichnungen zum Spieler bzw. Torhüter der Saison. © Tobias Juranitsch

Wichtige Siege, Ausbau der Tabellenführung

Die nächsten sechs Spiele sollten die Grazer nicht zu besiegen sein. Otar Kiteishvili und Malick Yalcouyé gingen im zweiten Bundesliga-Stadtderby voran und drehten einen Rückstand spät in einen Sieg. Dieser Erfolg setze Kräfte frei und der LASK wurde im letzten Spiel des Grunddurchgangs – trotz Unterzahl – mit 4:2 in die Schranken gewiesen. Zum Auftakt in die Meistergruppe musste man in Wolfsberg ran. In einer hart umkämpften Partie trennte man sich schließlich mit einem 1:1-Unentschieden. Das erste Heimspiel in der Meistergruppe bescherte dem Team von Cheftrainer Jürgen Säumel schließlich den ersten Saisonsieg gegen den SK Rapid. Die Hütteldorfer wurden souverän mit 2:0 besiegt. Nur eine Woche später folgte der – im Nachhinein Meisterschafts-entscheidende – heroische 2:1-Erfolg in Wals-Siezenheim. Die Salzburger gingen mit 1:0 in Führung, ehe Otar Kiteishvili per Elfmeter ausglich und – trotz langer Unterzahl – mit einem Traumtor aus der Distanz zum 2:1-Sieg traf. In der vierten Runde der Meistergruppe schlug man Blau-Weiß mit 2:0.

Völlig losgelöst war man in Graz nach dem Abpfiff, der den Gewinn der 5. Meisterschaft bedeutete. © GEPA Pictures

Titelverteidiger Sportklub Sturm Graz

Das Austria-Doppel war für die Grazer nicht von Erfolg gekrönt. In Wien verlor man mit 1:2, zu Hause trotz einer unglaublich-beherzten Leistung und zwei strittiger Ausschlüsse mit 0:1. Diese Spiele sollten noch einmal alle Kräfte bei den Grazern freisetzen: In Linz gewann man mit 1:0, das Heimspiel gegen Salzburg mit einer sehr starken Leistung mit 4:2. Die Grazer hatten somit zwei Matchbälle. Den ersten setzte man im Westen Wiens ins Aus, 1:3 verlor man beim SK Rapid. Wie schon bei drei von vier vorherigen Meisterschaften fiel die Entscheidung in der letzten Runde. Das Besondere? Sturm, der WAC und die Austria hatten alle noch Chancen, den Meistertitel zu holen. In einer Nervenschlacht behielten die Grazer den kühlsten Kopf, trennten sich von den Lavanttalern mit einem 1:1-Unentschieden und hievte zum 5. Mal den Meisterteller in den Himmel. Nach dem Abpfiff brachen alle Dämme und die Feierlichkeiten dauerten lange an. Otar Kiteishvili wurde zum Spieler der Saison gewählt, Kjell Scherpen zum Torhüter der Saison und Malick Yalcouyé zum Newcomer der Saison. Die Spielzeit 2024/25 wird für immer unvergessen bleiben und schrieb in den schwarz-weißen Geschichtsbüchern viele Kapitel, die den Sturm-Fans von morgen noch oft hören werden – und die Sturm-Fans von heute oft erzählen werden.

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