Ein weißhaariger Mann mit Brille
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Legende Kjeld Seneca ist 75

Er war einer der allerbesten Schwarzweißen. Mittelfeldregisseur, Torschütze und perfekter Libero: Kjeld Seneca aus Dänemark.

Ein echter Steirer geworden

Kjeld Seneca wurde am 16. Dezember 1950 in Odder bei Aarhus, Jütland, geboren. Mittlerweile ist er echter Steirer, der Däne lebt mit Familie in St. Stefan ob Stainz.

Der Hamburger Sturm-Trainer Adolf Remy und der junge Präsident Hans Gert legten 1971 und 1972 ihr Augenmerk verstärkt auf Dänemark. Dort setzte man damals auf Amateurfußball, talentierte Spieler wuchsen dank der ausgezeichneten Nachwuchsarbeit in Scharen heran. Rapid hatte mit Jörn Bjerregaard bereits einen Liebling in den Reihen, bei Sturm folgte 1971 der unvergessliche Kurt Stendal von Hvidovre Kopenhagen und schlug auf Anhieb sportlich und menschlich ein.

Im Frühjahr 1972 holten Gert und Remy den kleinen, pfeilschnellen Stürmer Ivar Schriver von Boldklubben Kopenhagen. Bei dessen Beobachtung fiel Remy und Gert der große, blonde Mittelfeldspieler von Aarhus, Kjeld Seneca-Jensen, auf, der damals studierte und auf dem Sprung ins Olympiateam für München 1972 war. Seneca war mit dem Transfer nach Graz einverstanden, und so verfügte Sturm über ein Dänen-Trio mit Stendal, Schriver und Seneca.

Unter dem Wiener „Sir“ Karl Schlechta entwickelte sich ab 1973 eine junge, spielstarke Truppe, die im Sommer 1974 den Einzug in die neue Zehner-Bundesliga schaffte. Die Erfolgsserie im Herbst 1973, als Sturm bis zur zehnten Runde sensationell Tabellenführer war, ging auch auf die Mittelfeld-Achse Charly Rosner, Kjeld Seneca und Mandi Steiner. Kjeld war der Regisseur, mit jeweils zwei Toren gegen Simmering und Sportclub trug er wesentlich zum Gewinn der damaligen Fünfjahreswertung gegen den GAK um den Einzug in die neue Liga bei.

Vier Männer schauen aus einem Fenster
Kjeld Seneca mit seinen Landsleuten Ivar Schriver und Kurt Stendal (v.l.). © Sammlung SK Sturm/Fischer

Von Sturm zum FC Bayern

In der neuen Bundesliga wuchs eine Truppe heran, die tolle Spiele gegen Austria Wien – drei Siege, ein Remis – und gegen Rapid mit einem 4:0 in Liebenau lieferte. Rang fünf hinter den Profiteams Swarovski Innsbruck, Rapid, Austria und VÖEST Linz war das positive Resultat. Im Pokalfinale 1975 gegen die Innsbrucker streifte Sturm durch zwei Penalties bei der Regenschlacht und dem 0:3 in Tirol aber mit einem Prachtspiel und einem 2:0-Sieg in Liebenau am ersten Cupsieg vorbei. Da die Tiroler unter Branko Elsner Meister wurden, stand Sturm im Europapokal.

Kjeld Seneca war in seinem dritten Jahr bei Sturm der überragende Schlüsselspieler und Kapitän, die Truppe Muftic (Benko); Ruth (Wirth), Ruß, Heri Weber,Helmut Huberts; Pichler, Seneca, Steiner; Kulmer, Stendal, Jurtin (Kaiser, Zamut, Ringert, Hofmeister, Peintinger) war eine Marke für sich.

Max Merkel – Noch-Trainer bei 1860 München -war beim FC Bayern als neuer Chefcoach für 1975/76 vorgesehen, er war begeistert von Seneca. Und Manager Schwan handelte mit Hans Gert einen Transfer zum Münchener Kultklub aus. Die Sturmfans ließen Seneca schweren Herzens ziehen. „Servus lieber Seneca, die Zeit mit dir war wunderbar“, stand auf einem Transparent in Liebenau zu lesen.

Pech für Seneca, Glück für den FC Bayern: Beim Finale des Europapokals der Meister in Paris siegten Beckenbauer und Co gegen Leeds, worauf der angezählte Trainer Dettmar Cramer Coach blieb und Merkel das Nachsehen hatte. „Für mich war das ein Nachteil, bei Merkel hätte ich von Beginn an gespielt, so war ich meist Ersatz, Wechselspieler oder spielte bei den Amateuren“, erinnert sich Kjeld. Es war ja auch eine Welttruppe damals in der Säbener Straße: Sepp Maier, Beckenbauer, Schwarzenbeck, Roth, Rummenigge, Gerd Müller, Hoeness, Kapellmann…Unvergessen das Ablösespiel für Seneca am 26. Oktober 1976 in Liebenau, das Sturm vor vollem Haus mit 6:5 gewann.

„Ich wurde von den Bayern- Stars bestens aufgenommen, war mit Rummenigge sehr befreundet und feierte privat bei Ulli Hoeness Silvester.“

Eine Gruppe Fußballer unterhält sich.
Kjeld Seneca als Manager mit Otto Baric, Masseur Ernst Brandl, Walter Schachner, Kurt Temm und Jürgen Werner (v.l.). © Sammlung SK Sturm/Fischer

Die Sturm-Familie wünscht alles Gute!

Eine Knieverletzung warf Seneca zurück – und im Juli 1977, als in Österreich die Ausländersperre fiel, fragte Franz Gady bei Kjeld an. Der wollte spielen – und so kehrte er zu Sturm heim, wo mittlerweile Dr. Günter Paulitsch neuer Trainer war. Es wurde eine starke Saison mit einem 2:2 bei Rapid im neuen Hanappi-Stadion, einem 3:2-Auswärtssieg beim Sportklub, einem 5:2 über VÖEST mit zwei Seneca-Toren.

Österreich hatte sich im Herbst 1977 mit Teamchef Helmut Senekowitsch durch ein 1:0 über die Türkei in Izmir (Tor Prohaska) erstmals seit 1958 für die WM-Endrunde in Argentinienddaqualifiziert, daher musste schon ab Jänner 1978 gespielt werden. Paulitsch formierte die Abwehr im Dezember neu, mit Seneca als Libero und Heri Weber als Vorstopper war sie eine der stärksten der Sturm-Geschichte. Die Mannschaft Saria; Wirth, Seneca, Weber, Schauss; Pichler, Steiner, Ringert; Kulmer (Gölles), Toni Haas, Jurtin kassierte in zwölf Spielen nur sechs Tore und landete schließlich auf Rang vier, was die UEFA-Pokal-Qualifikation bedeutete.

Leider wurde das Knie immer schlechter, und so musste Kjeld – noch nicht 28 Jahre alt – aus dem Vertrag ausscheiden. Schade, denn mit Heinz Schilcher, der im Sommer 1978 heimkehrte, hätte er ein tolles Abwehrduo abgegeben. Und er hätte die Erfolge Anfang der 1980er Jahre mit Sicherheit miterlebt und Akzente gesetzt. „Aber damals waren die Reha-Maßnahmen in Österreich noch sehr amateurhaft, mir stand nur ein Heimrad am Sturmplatz zur Verfügung, das war alles.“

Vier Männer im Gespräch.
Kjedl Seneca bei einem Legendentreffen mit Fredl Wirth und Andi Pichler. © GEPA pictures

Die Sturm-Familie wünscht alles Gute!

So ging Seneca nach Dänemark heim, wo er sein Studium abschloss und als Trainer arbeitete. Im Herbst 1988 folgte dann das Comeback in Graz. „Kassenchef Helmut Braunegger rief mich an, Sturm suchte einen technischen Leiter als Bindeglied zwischen Mannschaft, Trainer und Vorstand.“ Meine Liebe zu Sturm war nach wie vor groß, also sagte ich zu.

Von September 1988 bis Herbst 1991 war Seneca Sportdirektor bei Sturm, von den Kompetenzen allerdings nicht vergleichbar mit den heutigen Geschäftsführern. 1988 war Alois Paul Präsident, Otto Baric trat zum zweiten Mal in Graz an, um Sturm im mittleren Play-off vor dem Abstieg zu bewahren. Was ihm auch prächtig gelang. Auf Baric folgte Trainer Gustl Starek, auf Paul folgten die Obmänner Hugo Egger und Charly Temmel. „Ich holte damals den Dänen Sigurd Kristensen zu Sturm, der dem Klub einige Jahre lang beste Dienste leistete“. 1991 rutschte Sturm unter Starek nach einem dritten Platz wieder ins mittlere Play-off. „Sturm musste damals sehr sparen, und so bat mich Temmel um die Auflösung des Vertrags“, erzählt Seneca.

Gleichzeitig bot ihm Raiffeisen-General Georg Doppelhofer, der auch langjähriger Sponsor und Sturm-Vorstand war, einen Job bei der Raiffeisen-Landesbank an. Seneca nahm an und war von 1991 bis 2016 mit Engagement und Erfolg bei der Raiffeisen-Landesbank im Marketing und in der Ausbildung tätig. Gleichzeitig arbeitete er bei kleinen Klubs wie St. Stefan ob Stainz, Ligist, Groß Sankt Florian als Trainer. Jetzt geht es der Vater eines Sohnes ruhiger an. Im Herbst erhielt er ein Kniegelenk, im kommenden Frühjahr folgt das zweite. Dann geht`s auch wieder vermehrt ins Fitnessstudio. Via Sky verfolgt er alle Sturmspiele aber auch internationale Spiele mit viel Fachkenntnis.

Seit 2017 ist Kjeld Seneca offizielle Sturm-Klublegende und bei allen Veranstaltungen gerne gesehener Gast. Die Sturmfamilie wünscht ihm zum 75er viel Gesundheit und Lebensfreude.

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