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Jakob Jantscher im Porträt

Jakob Jantscher. Diesen Namen trägt ein Spieler, den es im Grunde nicht mehr zu porträtieren gilt. Siebeneinhalb Jahre im Profikader der Schwarz-Weißen, dazu die Sturm Akademie durchlaufen, nach seiner aktiven Karriere Mitglied im Legendenklub. Aber alles der Reihe nach.

Der Standardschütze Jakob Jantscher wird in der Bundesliga gefürchtet.
Der Standardschütze Jakob Jantscher wird in der Bundesliga gefürchtet-.

2010 zog ein blutjunger Jantscher von Graz aus los, um die große europäische Fußballwelt zu erobern. Stationen in Holland, Russland, der Schweiz oder in der Türkei stehen allesamt in seiner Fußballer-Vita. Günter Kreissl, damaliger Sportchef bei Sturm, überraschte am 30.01.2018 bei einer Pressekonferenz alle anwesenden Journalisten. Er holte mit Jakob Jantscher den verlorenen Sohn nach Liebenau heim. Das Staunen war groß. Wenige Wochen davor löste Jantscher seinen in der Türkei laufenden Vertrag auf und man konnte sich auf eine langfristige Zusammenarbeit einigen - 3,5 Jahre, bis Sommer 2021. Er solle in den kommenden Jahren „zu einer wichtigen Säule“ werden für den SK Sturm, meinte Kreissl an jenem kalten Jännertag. Heute kann man das mit bestem Wissen und Gewissen unterschreiben. „Ja, ich denke, ich bin damals genau für das geholt worden und aktuell fülle ich diese Rolle sehr gut aus. Als ich Sturm 2010 verlassen habe, war ich der Junge, der Wirbelwind. Als ich dann im Winter 2018 zurückgekommen bin, war ich dann der Erfahrene, der schon viel von der Fußballwelt gesehen hat. Vor allem in den letzten beiden Jahren habe ich das sehr gut umgesetzt. Ich kann unseren jungen Spielern einiges an Erfahrung weitergeben und gehe als Routinier selbst voran.“ Mittlerweile hat die Offensivwaffe der Grazer bis 2023 verlängert - ein weiteres Zeichen für den hohen Wohlfühlfaktor für Jantscher und seine Familie in Graz.

Hinsichtlich der schönsten Station auf seiner Europatour, nach dem SK Sturm natürlich, will sich „JJ“ nicht festlegen: „Da kann ich keinen Verein hervorheben. Für mich als Fußballer habe ich bei jeder Station etwas mitnehmen können. Egal, ob ich in Holland gegen den Abstieg gespielt habe oder in Russland um die internationalen Plätze - jede Erfahrung war wichtig für mich und dadurch konnte ich mich weiterentwickeln. Mittlerweile kann ich viele Situationen richtig einschätzen. Ich weiß, was zu tun ist, um die Mannschaft auf Zug zu halten. Ich schraube das Team etwas zurück, wenn es gerade gut läuft und ich pushe die Mannschaft, wenn es gerade weniger gut läuft. Das sind Sachen, die ich einbringen möchte und auch einbringe, weil ich sie selbst erlebt habe. Ich will da keine Station herausnehmen, weil jede für meine Entwicklung förderlich war.“ Braucht Jantscher auch nicht, denn der SK Sturm profitiert aktuell sehr davon - und das ist das Wichtigste. Ein für ihn in äußerst positiver Erinnerung bleibender Tag war der 4. November 2021. 228 Partien bestritt der 33-Jährige bisher für seinen Herzensverein, über 110 Scorerpunkte stehen zu Buche - viele schöne und erfolgreiche Erinnerungen.

Damals in Sociedad hat dann in diesem Fall für mich alles gepasst und ich durfte unser Team das erste Mal als Kapitän aufs Feld führen. In diesem Moment war ich wirklich sehr, sehr stolz. Im Spielertunnel ganz vorne, dann bei der Platzwahl mit dem Schiedsrichter, das ist dann schon noch einmal etwas ganz anderes.“

Jakob Jantscher

An jenem Novembertag wurde aber auch der Routinier nervös: Jakob Jantscher führte das erste Mal seinen SK Sturm Graz als Kapitän aufs Feld. In Sociedad. Gegen den Tabellenführer aus Spanien. Am 4. Spieltag der Europa League. „Das war ein ganz, ganz besonderer Moment für mich, da ist alles zusammengekommen. Für mich war es eine sehr große Ehre, da ich von klein auf der Sturm Fan war, der Sturm-Knofel. Ich habe immer das Ziel gehabt, Profi bei Sturm zu werden und im großen Stadion zu spielen. Damals in Sociedad hat dann in diesem Fall für mich alles gepasst und ich durfte unser Team das erste Mal als Kapitän aufs Feld führen. In diesem Moment war ich wirklich sehr, sehr stolz. Im Spielertunnel ganz vorne, dann bei der Platzwahl mit dem Schiedsrichter, das ist dann schon noch einmal etwas ganz anderes. Dann mach ich auch noch das 1:0 und wir holen mit einer ganz starken Kollektivleistung unseren ersten Punkt in der heurigen Europa League-Saison. Das war einfach ein Wahnsinn für mich und eine unglaubliche Erfahrung.“

Hinsichtlich einer seiner größten Stärken, dem Schießen von Standardsituationen, kann „JJ“ unter einem sehr berühmten Satz seine Unterschrift setzen. Fürchte nicht den Spieler, der 1.000 Sachen einmal übt, fürchte den Spieler, der eine Sache 1.000 Mal übt. „Ich will jeden Standard so gefährlich schießen, dass das Maximum dabei rauskommt. Ich geh mit der Einstellung hin, dass ich zu mir selbst sage: Der Freistoß muss so kommen, wie ich ihn 20 Mal am Donnerstag im Training geschossen hab.“ Übung macht bekanntlich den Meister. Für Jantscher zählen aber nicht nur seine Standards, sondern vor allem der mannschaftliche Erfolg. Ziehen alle weiterhin gemeinsam an einem Strang und geht er den unglaublich wichtigen Weg für den Verein so weiter, können sich die Sturm Fans in Zukunft noch über einige schöne Tore, tolle Assists und wichtige Siege freuen. Mit einem Jakob Jantscher an vorderster Front. Bei der Taktikaufstellung und als tragende Säule im Team.

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