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Hellmut Longin ist verstorben

Der Sohn des Sturm-Gründers Fritz Longin ist am 3. Oktober in Wolfsberg verstorben. Am 30. Oktober hätte der Dipl. Ing. Dr. mont. seinen 90. Geburtstag gefeiert.

Hellmut Longin war ein vielfach ausgezeichneter Würdenträger. © Archiv Sk Sturm

Dem Sportklub Sturm eng verbunden

Der Sohn unseres Sturm-Gründers Fritz Longin war dem Sportklub Sturm eng verbunden, zuletzt war er bei der Gründung des Sturm-Legendenklubs 2017 im Raiffeisen-Zentrum in Raaba auf der Bühne. Bei der Radtour am 1. Mai 2019 zum 110-Jahr-Jubiläum unseres Klubs kam er eigens zum Start nach Leoben, wo sein Elternhaus steht.

Der langjährige Präsident des Aktienforums der Industriellenvereinigung und langjährige CEO des Magnesit-Weltkonzerns RHI mit Schwerpunkt Feuerfestproduktion blieb trotz seiner hohen Funktionen bis zuletzt im Umgang bescheiden und liebenswürdig, war stets für Interviews und Gespräche bereit.

Den „Longin-Award“, die höchste Sturm-Auszeichnung, hat er mit Freude und Stolz auf seinen Vater Fritz mit Sohn Bernhard in der Seifenfabrik dem unsterblichen Ivica Osim überreicht.

Longin war auch Ehrenbürger der Stadt Leoben, Träger der Erzherzog-Johann-Medaille in Gold und Ehrensenator der Montanuniversität Leoben.

Hellmut Longin mit dem Longin-Award. © SK Sturm

Mit dem Fahrrad von Leoben in den Augarten

Vater Fritz Longin ist der Schlüssel unseres SK Sturm. Die Wurzel und der Anfang des 115-jährigen Klubs liegen bei ihm, der den ersten Lederball hatte. Friedrich „Fritz“ Longin wurde 1893 in St. Stefan ob Leoben geboren, wo sein Vater Oberlehrer, Bürgermeister und Kapellmeister war. Fritz war „Nachzügler“ und hatte eine um 17 Jahre ältere Schwester und einen älteren Bruder Arthur, der in Graz die Ausbildung zum Maschinenbauingenieur absolvierte. Nach dem frühen Tod des Vaters übersiedelte Mutter Longin mit dem kleinen Fritz nach Graz, wo Arthur studierte.

Direkt von der Schule eilte Fritz am liebsten in den Augarten, wo die Buben mit dem Fetzenlaberl ballesterten. Arthur, der als Ingenieur in der Maschinenfabrik Andritz arbeitete, schenkte Fritz den legendären Lederball. Die soziale Ader gepaart mit Willensstärke und Überzeugungskraft, machten Fritz Longin im Augarten rasch zum Fixstern, um den sich alles drehte und aus dem sich langsam der Fußballklub Sturm formte.

Ab 1907 besuchte Fritz Longin die Lehrerbildungsanstalt und wurde – wie sein verstorbener Vater – Pädagoge. 1909, als die Longin-Mannschaft den Namen „STURM“ annahm, war er gerade 16 Jahre jung.

1912 absolvierte der 19-Jährige das „Einjährig-Freiwilligen-Jahr“ bei der k.u.k. Armee und wurde dann junger Lehrer in seine Heimatstadt Leoben. Seinem FC Sturm aber blieb er treu. Wochenende für Wochenende fuhr er mit dem Fahrrad (!) von Leoben nach Graz und kämpfte für Sturm.

Knieschuss beendet Karriere

Im August 1914 zog Fritz Longin – wie so viele seiner Klubkameraden – in den Krieg. Ein Knieschuss an der Ostfront beendete 1916 alle fußballerischen Freuden des 23-jährigen Leutnants. 1919 ehrte Sturm den Gründer beim 10-Jahres-Jubiläum, doch sein Lebensmittelpunkt wurde nun Göss bei Leoben. Dort war Fritz Longin Schuldirektor und 1933 wählten ihn die Bürger in der letzten freien Wahl zum Bürgermeister von Göss.

Am 4. Februar 1934, wenige Tage vor Ausbruch des tragischen Bürgerkrieges, heiratete Fritz Longin und wurde noch im selben Jahr Vater von Hellmut, seinem einzigen Sohn.

Fritz Longin gehörte einer von Kriegen verfolgten Generation an. Am 8. August 1939 wurde er als Oberleutnant zur Deutschen Wehrmacht eingezogen. Auch den Zweiten Weltkrieg überlebte er im Kriegseinsatz. 1945 geriet er in Istrien in jugoslawische Kriegsgefangenschaft und musste bis Februar 1949 im Lager Vrsic bei Belgrad ausharren.

Mit nur 42 Kilo Gewicht kehrte er heim nach Leoben, wo er bis zu seiner Pensionierung 1959 Hauptschuldirektor war. Im Dezember 1965 verstarb der charismatische Sturm-Gründer im 72. Lebensjahr.

Sohn Hellmut Longin, „General“ eines Weltkonzerns

Dipl. Ing. Dr. Hellmut Longin war der einzige Sohn des Sturm-Gründers Fritz Longin. Der 1934 geborene Industrielle kann auf einen faszinierenden Lebensweg blicken, der ihm keineswegs vorgezeichnet schien. Wie sein Vater war auch er eine Führungspersönlichkeit.

Matura in Leoben und nach nur acht Semestern Studium an der Montanuniversität ist Longin bereits im März 1957 Diplomingenieur. Von 1957 bis 1959 absolvierte er erste Ingenieur-Jahre im Stahlwerk „Frederikswerk“ in Dänemark und lernte dort auch seine Gattin Brigitte kennen, mit der er 65 Jahre lang verheiratet war. 1960 nahm Hellmut Longin ein Angebot der Österreichisch-Amerikanischen Magnesit AG in Radenthein in Kärnten an, um seinem erkrankten Vater näher zu sein. 1973 folgte der Karrieresprung: Die Herren des amerikanischen Mutterkonzern erkannten Longins Fähigkeiten und ernannten ihn zum Europachef der Magnesit AG.

Erstes Management-Buy-Out

Am 24. April 1987 sorgte der Sohn des Sturmgründers für das erste „Management-Buy-Out“ in Österreich. Mit einem Kredit von 800 Millionen Schilling erwarb Hellmut Longin mit seinem Management den heutigen RHI-Konzern, die damalige Österreichisch-Amerikanische Magnesit AG von den Amerikanern.

„Es war ein schwieriger, riskanter Schritt – und die Girozentrale mit dem Tiroler Dr. Pale an der Spitze war die einzige Großbank, die damals dafür Verständnis hatte“, erzählt Hellmut Longin die unglaubliche Erfolgsstory.

Noch im selben Jahr ging der Konzern mit vollem Erfolg an die Börse.

1990 erwarb der RHI-Konzern unter Longin die „Veitscher Magnesit“ und 1994 den größten Feuerfestproduzenten der Welt, Didier aus Wiesbaden. Damit hatte Longin nun den weltweit größten Feuerfestkonzern mit 12.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von 24 Milliarden Schilling an seinen Zügeln. Nach seiner Pensionierung war er noch lange in der Industriellenvereinigung tätig. Der begeisterte Segelflieger zog sich dann nach Wolfsberg in Kärnten zurück, wo nun auch sein spannendes, erfülltes Leben endete.

Hellmut Longin mit Präsident Christian Jauk und Herbert Troger bei der Gründung des Sturm-Legendenklubs 2017 im Raiffeisen-Zentrum. © SK Sturm

Präsident Christian Jauk

„Hellmut Longin war ein außergewöhnlicher Mensch mit enormen Fähigkeiten. Er war eine der größten Industriellen-Persönlichkeiten Österreichs und trotzdem stets bescheiden und liebenswürdig im Umgang. Wir vom Sportklub Sturm sind stolz, mit Hellmut Longin den einzigen Sohn unseres Gründers Fritz Longin in unseren Reihen gehabt zu haben. Der Longin-Award, den er noch Ivica Osim überreichen konnte, ist heute die höchste Auszeichnung, die unser Sportklub Sturm zu vergeben hat. Hellmut und Fritz Longin werden immer einen Ehrenplatz in der Geschichte unseres Klubs einnehmen. Unser Mitgefühl gilt seiner Gattin Gitte, seiner Tochter Hetti und seinem Sohn Bernhard mit Familien.“

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