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Eine historische Saison: Part II

Im zweiten Teil dieses historischen Saisonrückblicks widmen wir uns dem Frühjahr, in dem am Ende der Saison die Früchte für die harte Arbeit der vergangenen Monate und Jahre geerntet wurden.

Torschütze und Dauerbrenner Jon Gorence Stankovic herzt David Affengruber – Sturm gewann das Hinspiel im Play-off zur K.o.-Phase der UEFA Conference League souverän mit 4:1. © GEPA Pictures

Der fast perfekte Jahresauftakt

Die Winterpause war für die schwarz-weißen Akteure in der Saison 2023/24 eine durchaus lange. Vom 15. Dezember bis zum 4. Jänner genossen die Spieler ihren wohlverdienten Urlaub, ehe am 5. Jänner Cheftrainer Christian Ilzer und sein Team die Mannschaft wieder zum Trainingsauftakt lud. Zwei Kurz-Trainingslager in Slowenien und ein Haupttrainingslager in Belek später schreiben wir den 02. Februar – Sturm empfängt im Cup-Viertelfinale in Graz-Liebenau die Austria. Bereits früh in der Partie stellte Tomi Horvat die Weichen auf Sieg. Den 2:0 Endstand stellte schließlich Mika Biereth her, der wie Torhüter Vítězslav Jaroš im Winter leihweise nach Graz übersiedelten und einen großen Impact auf Sturm haben sollten. Eine Woche später gastierte Schwarz-Weiß in Salzburg und konnte dem Serienmeister ein 1:1 Unentschieden abknöpfen, Otar Kiteishvili traf aus einer der wenigen Sturm-Torchancen zum Ausgleich.

Äußerst erfolgreich verlief die erste UEFA Conference League-Partie der schwarz-weißen Geschichte Mitte Februar. Man empfing den slowakischen Meister Slovan Bratislava in Liebenau, schlug ihn hochverdient mit 4:1 und stellte somit die Weichen auf Aufstieg ins Achtelfinale. Wenige Tage später gastierte der SK Rapid in Graz und man trennte sich mit einem 1:1, bevor es zum Rückspiel nach Bratislava ging. Auch hier traf Mika Biereth und Sturm siegte im Rückspiel mit 1:0. Mit einem Gesamtscore von 5:1 stiegen die Grazer auf und die Losfee bescherte den Steirern das französische Topteam OSC Lille. Bevor es zum Duell mit den Nordfranzosen kam, mussten die WSG Tirol sowie der Wolfsberger AC ihre Segel streichen und mit 0:2 und 0:4 als Verlierer vom Felde schreiten. Die Auftaktpartien ins Jahr 2024 liefen somit quasi alle nach Maß.

In der Nachspielzeit kam es beim Spitzenspiel zwischen Sturm und Salzburg zu einer großen Rudelbildung und mehreren Ausschlüssen. Sturm unterlag am Ende mit 0:1, was aber die letzte Saisonniederlage bedeuten sollte. © GEPA Pictures

Ernüchterung in Europa & letzte, hitzige Saisonniederlage

Der SK Sturm ging in das Duell gegen Lille mit der Prämisse, sich von seiner besten Seite zu zeigen und dem Ligue 1 Team das Leben schwer zu machen. Im Achtelfinal-Hinspiel in Liebenau mussten die Grazer aber neidlos anerkennen, dass Lille um eine Klasse zu stark war – man verlor mit 0:3 und hatte somit nur mehr theoretische Chancen auf den Aufstieg. Nach dem kräftezehrenden Europacup-Auftritt kam man in der Liga beim TSV Hartberg nicht über ein 1:1 Unentschieden hinaus. Im Rückspiel in Lille zeigten Kiteishvili, Prass und Co. ein anderes Gesicht und trotzten den Nordfranzosen ein verdientes Unentschieden ab, sodass man sich erhobenen Hauptes aus der UEFA Conference League verabschiedete.

Das gute Gefühl aus dem Europacup nahm man mit nach Kärnten zum Auftakt in die Meistergruppe, wo man den SK Austria Klagenfurt klar mit 4:0 aus der Wörthersee Arena schoss. Die letzte Saisonniederlage sollte mit dem bisher wahrscheinlich hitzigsten Spielende in der Ära Schicker-Ilzer einhergehen. Im Topspiel gastierte Salzburg in Graz-Liebenau. Die Mozartstädter führten durch Bidstrup mit 1:0, Sturm warf alles nach vorne. Nach einem normalen Foulspiel kochten die Emotionen über und mit Jon Gorenc-Stankovic, Dimitri Lavalée und Lucas Gourna-Douath wurden drei Spieler des Feldes verwiesen. Da auch Verteidiger Solet mit Rot des Platzes verwiesen hätte werden müssen, hatten diese Szenen einen bitteren Beigeschmack. Am Ende blieb es beim 0:1 aus Sicht der Grazer und der Meisterteller rückte vorübergehend in weite Ferne. Besonders bitter: Aufgrund der glatt roten Karten waren die genannten Akteure im Cup-Halbfinale vier Tage später in Salzburg nicht einsatzberechtigt. Dies sollte Sturm jedoch bekanntlich nicht aufhalten.

Tomi Horvat erzielte beim Halbfinal-Duell in Salzburg einen Treffer und bereitete zwei vor – eine bärenstarke Leistung! © GEPA Pictures

Furioser Halbfinaltriumph, Top-Serie gegen starke Gegner

Der 04. April 2024 sollte als das wahrscheinlich unterhaltsamste Spiel der Saison in die schwarz-weißen Annalen eingehen. Geschwächt durch die beiden nicht spielberechtigten Gorenc-Stankovic und Dimitri Lavalée traten die Steirer nach dem Motto "jetzt erst recht" im Cup-Halbfinale in der Mozartstadt an. Dieses Vorhaben erhielt jedoch einen frühen Dämpfer, als ausgerechnet der vier Tage zuvor davongekommene Solet zur Führung traf. Dieser Verlusttreffer setzte bei Sturm jedoch noch einmal zusätzliche Kräfte frei und Schwarz-Weiß spielte wie aus einem Guss. Bøving, Horvat und Schnegg stellten auf 3:1, ehe Sucic auf 3:2 verkürzte. Quasi im Gegenzug stieg Niklas Geyrhofer – der für Gorenc-Stankovic auf der Sechserposition zum Einsatz kam – am höchsten und köpfte zum 4:2 ein. Der Anschlusstreffer durch Terzic kam zu spät und so brachen nach der Partie alle Dämme – Sturm drehte in Salzburg einen Rückstand, gewann mit 4:3 und zog somit zum zweiten Mal in Folge ins UNIQA ÖFB-Cup-Finale ein. Noch lange nach der Partie wurde mit dem mitgereisten, lautstarken Anhang gefeiert.

Diesen Elan nahm das Team von Cheftrainer Christian Ilzer mit in die Liga und schlug der Reihe nach den LASK (1:0), den TSV Hartberg (3:1) und zwei Mal innerhalb von fünf Tagen den SK Rapid (1:0 und 3:1), bis schließlich das letzte Saisonduell mit Salzburg warten sollte. Weil in den Wochen davor der Serienmeister aus der Mozartstadt das ein oder andere Mal patzte, traten die Steirer als Tabellenführer in Salzburg an. Die Partie startete aus Sturm-Sicht perfekt. Bereits in der ersten Minute traf Alexander Prass zur Führung und der ehemalige Salzburger legte in der 32. Minute nach, als er auf 2:0 erhöhte. Schwarz-Weiß hätte in der ersten Halbzeit den Sack bereits fast zumachen können, doch Mika Biereth scheiterte mutterseelenallein vor Torhüter Schlager. So ging es mit einer Zwei-Tore-Führung in die Katakomben. Die Gastgeber kamen jedoch stark verbessert aus der Kabine und drückten auf den Anschlusstreffer, der durch Nene auch fiel. Weil Sturm es nicht vermochte, aus einer ganzen Reihe an guten Kontergelegenheiten den dritten Treffer zu erzielen, traf Top-Torschütze Karim Konate zum Ausgleich. In der Schlussphase hatten die Steirer Glück, nicht noch das 2:3 zu kassieren, doch es blieb beim alles in allem verdienten Unentschieden. Nach dieser Partie war klar: Sturm hat die Meisterschaft in den verbleibenden drei Saisonspielen bei drei Zählern Vorsprung in der eigenen Hand!

100 Prozent Einsatz und 100 Prozent Hingabe haben am 01. Mai 2024 die Titelverteidigung bedeutet! © GEPA Pictures

Cuptitel & die Chance auf die Entscheidung

Die letzten vier Saisonspiele sollten für die Sturm maximal spannend und im Endeffekt maximal erfolgreich verlaufen. Das Cupfinale in Klagenfurt sorgte für eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle. Schwarz-Weiß wurde – wie im vergangenen Jahr – von vielen Tausenden Sturm-Fans – die am 115. Geburtstag des Vereins und am 2. Todestag von Jahrhunderttrainer Ivica Osim eine unglaubliche Choreografie in den Klagenfurter Frühabendhimmel zauberten – förmlich getragen. Die erste Halbzeit war äußerst umkämpft und der SK Rapid ging mit einer 1:0 Führung in die Pause. Nach dem Seitenwechsel merkten die Zuschauer:innen in der ausverkauften Wörtherseearena jedoch von der ersten Minute weg, dass Sturm alles daran setzen wird, diesen Halbzeitstand zu drehen. Ein Querfeld Eigentor und der Siegestreffer von Tomi Horvat besiegelten den siebten Cup-Triumph des SK Sturm und danach kannten die Jubelszenen keine Grenzen. Noch lange nach Abpfiff wurde vor den Fans ausgelassen gefeiert.

In der Liga hatte man nach den vergangenen Wochen alles in der eigenen Hand. Vier Tage nach dem Cupfinale gastierte der TSV Hartberg in Graz-Liebenau und es sollten die ersten drei von sieben benötigten Punkten im Meisterschaftskampf her. Die Partie startete beinahe perfekt, doch der Ball wollte nicht im Hartberger Tor landen. Als jeder in der ausverkauften Merkur Arena nur mehr auf den Grazer Führungstreffer wartete, nahm das Spiel eine unerwartete Wendung. Jon Gorenc-Stankovic wurde nach eingängigem VAR-Studium in der 6. Minute des Platzes verwiesen und die Charakteristik änderte sich grundlegend. Die Hartberger übernahmen das Kommando, gingen durch Entrup in Front und so auch in die Pause. Sturm mobilisierte in dieser Partie noch einmal alle Kräfte und kam durch den Spieler der Saison – Otar Kiteishvili – zum Ausgleich, der das Minimalziel – einen Punkt – bedeuten sollte. Am gleichen Tag, nur wenige Stunden später, sollte Salzburg das letzte Mal in dieser Saison patzen und beim SK Rapid mit 2:0 verlieren. Somit ging jeder im schwarz-weißen Lager mit dem Wissen zu Bett: Gewinnt Sturm eines der beiden verbleibenden Spiele, wandert der Teller nach zehn Jahren in Salzburg wieder nach Graz.

Gregory Wüthrich traf zum wichtigen 1:0. © GEPA Pictures

Double-Sieger Sportklub Sturm Graz

Den ersten Matchball galt es in Linz beim sich sehr gut in Form befindlichen LASK zu verwerten. Dass das jedoch ein schweres Unterfangen werden würde, war man sich bewusst. Die Linzer starteten gut und den Grazern merkte man an, um was es in dieser Partie ging. Die Gastgeber gingen in der 20. Minute in Front, was den SK Sturm wachrüttelte. Otar Kiteishvili traf nur zehn Minuten später zum Ausgleich, mit dem es auch in die Pause ging. Gleich nach Wiederanpfiff war es erneut die georgische Nummer zehn, die zur Führung traf. Ein Foulelfmeter von Marin Ljubicic stellte in Minute 76 den Ausgleich her. In der 89. Minute hätte sich der eingewechselte Seedy Jatta zum ganz großen Helden machen können, traf nach einem Eckball jedoch nur das Aluminium. So endete die Partie mit einem 2:2 und die Entscheidung wurde auf den allerletzten Spieltag verschoben.

ADMIRAL Bundesliga, 32. Spieltag, seit Wochen ein ausverkauftes Haus, Kaiserwetter und bis in die Haarspitzen motivierte Grazer. Sturm wurde von Chefcoach Christian Ilzer – der zum zweiten Mal in Folge zum Trainer der Saison gekürt wurde – perfekt auf diese Partie eingestellt. Die Sturm-Fans peitschten Schwarz-Weiß schon lange vor dem eigentlichen Anpfiff nach vorne und wollten den Meisterteller förmlich erzwingen. Die Partie selbst wurde zu einem Geduldsspiel, da die Klagenfurter und vor allem Torhüter Menzel sehr gut dagegenhielten. So wurde die ein oder andere gute Chance vergeben und es ging mit einem 0:0 in die Kabine. Im zweiten Spielabschnitt wurde der Druck immer höher, doch Horvat, Bøving und erneut Horvat vermochten es nicht, ihre Topchancen zu verwerten. Dann kam jedoch die 69. Minute: Eckball Horvat und Abwehrchef Gregory Wüthrich köpfte das Spielgerät wuchtig in die Maschen – 1:0 und in Liebenau brachen alle Dämme. In weiterer Folge kamen die Klagenfurter wieder etwas stärker auf und in der 86. Minute fast zum Ausgleich, doch wie in Linz das Aluminium die Meisterschaftsentscheidung verhinderte, war das Glück in diesem Fall auf Seiten von Sturm und ein Kopfball klatschte an die Stange. Zum Beginn der Nachspielzeit war es schließlich Youngster Amady Camara, der nach einer tollen Einzelleistung von Alexander Prass mustergültig von Sturms Nummer acht bedient wurde und so zum 2:0 traf – spätestens da war jedem klar: Der SK Sturm Graz ist Meister der Saison 2023/24.

Die Ehrenrunden im Stadion, die Tellerübergabe, das Feiern vor den Fans, die Fahrt mit dem Cabrio-Bus am Montag durch Zehntausende Fans, die Double-Feier am Hauptplatz – es gab noch viele, tolle und unvergessliche Momente nach dem Schlusspfiff, die nie ein Sturm-Fan vergessen wird!

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