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Der Kapitän steuert das schwarz-weiße Schiff

Fest hält Christian Jauk als Präsident das Ruder des SK Puntigamer Sturm Graz in der Hand. Im klubinternen Interview sinniert er über den unglaublichen Herbst 2022 ebenso wie über die Weiterentwicklung der steirischen Nummer eins im Fußball.

Christian Jauk durfte auch den ehemaligen Weltstar Davor Suker in Liebenau begrüßen. © GEPA pictures

Ganz ehrlich: Welche Erwartungen hattest du im Sommer vor dem Saisonstart bezüglich der Herbstmeisterschaft in der Bundesliga und in der Europa League?

Unser Ziel war es, die Erkenntnisse aus dem Vorjahr zur Weiterentwicklung zu nutzen. Wie an den Resultaten sichtbar, ist das in einem überraschend hohen Maße gelungen. Solche Erfolge sind nicht selbstverständlich, daher bin ich sehr dankbar.

Und was sagst du heute aus sportlicher Sicht zur abgelaufenen Saison?

Wenn du bei den Frauen und den Herren Vizemeister wirst und Sturm II erstmals in die zweite Liga aufsteigt, dann war das sportlich ein Jahr für die Geschichtsbücher. Als Lohn kam die Gruppenphase der Europa League dazu, in der wir zuhause ein Rekordjahr der Emotionen erleben durften.

Welche Momente waren für dich die herausragendsten im Herbst 2022? National und international.

Lass mich einen Moment, stellvertretend für viele andere Highlights, herausstreichen. Die 93. Minute gegen Feyenoord, in der alles was unseren SK Sturm über seine 113-jährige Geschichte ausmacht, zum Spüren war. Etwas für die schwarz-weiße Ewigkeit.

Wie angenehm ist es für den Kapitän, das Schiff SK Sturm mit prall gefülltem Tank endlich einmal durch ruhige Gewässer lenken zu können?

Die Erwartungshaltung ist auf allen Ebenen enorm gestiegen, detto die Ansprüche. Die kolportierten Summen liegen meist deutlich über der Realität. Niemand berücksichtigt Transferkosten und Gewinnsteuern. Letztere betragen alleine in diesem Jahr rund zwei Millionen Euro, zusätzlich zum zweistelligen Millionenbetrag an Steuern und Abgaben. Außerdem: Das Geld wird reinvestiert.


Stammgäste in der Arena: Präsident Jauk mit Bischof Wilhelm Krautwaschl und ORF-Legende Robert Seeger. © GEPA pictures

Wie begegnest du Aussagen wie „Sturm ist jetzt eh reich, da kann man sich schon das eine oder andere leisten“?

Diese Aussagen sind verführerisch. Wir stehen jetzt vor der großen Herausforderung, die richtigen Investitionen zu tätigen. Teilweise wurde in die Kampfmannschaft reinvestiert, andererseits sind die Kostenstrukturen ordentlich nach oben gegangen. Die Kapazitäten sind jetzt auf den Europacup ausgerichtet. Das größte Investment soll ein Jugend- und Frauenzentrum werden, mit dem wir infrastrukturell einen ordentlichen Sprung nach vorne machen würden. Der Eigenanteil von Sturm beträgt rund zwei Drittel. Der Rest soll vom Land kommen.

Wenn du für den SK Sturm beispielsweise in Wien aufrittst, ist unser Ansehen dort, oder auch international, in den letzten Jahren gestiegen?

Die Wiener Vereine, die im Grundbudget deutlich über uns liegen, aber sportlich in letzter Zeit eher hinter uns, zollen unserer Arbeit Respekt. Auch in Wirtschaft und Politik wird das wertgeschätzt. Die Rahmenbedingungen sind in Wien durch die beiden neuen Stadien deutlich besser als unsere, dafür ist die Erwartungshaltung bei uns zu groß. Daher können wir in der Stadion-Frage nicht nachlassen.

Der Präsident inmitten der Fans, dank Jauks Initiative konnte die Schallmauer von 5.000 Mitgliedern durchbrochen werden. © GEPA pictures

Wie hast du es geschafft, die Mitgliederzahl auf über 5.000 zu bringen?

Sturm ist die Summe seiner Mitglieder. Die Sturm-Familie ist anziehend und sie wächst. Uns ist das Thema wichtig und wir haben einiges getan, um auf dieses Ziel von 5.000 zu kommen. Jetzt gibt es neue Ziele.

Wird der Sturmfan jenen Tag erleben, an dem der Klub einen Spieler wegen dessen sportlicher Wertigkeit nicht freigibt, obwohl der potenzielle Käufer mit Millionen winkt?

Die österreichische Liga ist eine Entwicklungsliga und das sogar für internationale Topstars. Damit erreichst du Grenzen, die sich nicht nur über das Finanzielle definieren. Sportlich wollen junge Spieler den nächsten Schritt setzen. Der Preis des Erfolges ist die Veränderung.

Welchen Eindruck hat die Fußball-WM auf dich gemacht?

Das Finale war so einzigartig, mit einem unglaublichen Happy End, sodass vieles in den Hintergrund trat. Fußballerisch ist es global wieder enger geworden. Alle holen auf, es zählen die Millimeter. Diese Message nehmen wir mit.

Präsident Christian Jauk und Geschäftsführer Thomas Tebbich – seit Jahren ein eingespieltes und gut funktionierendes Team. © GEPA Pictures

Welche langfristigen Ziele hat sich der Vorstand gesetzt, um den SK Sturm noch erfolgreicher zu machen?

Unser Leitbild beschreibt im Wesentlichen alles. Somit fordert es uns tagtäglich heraus. Die Abhängigkeit vom sportlichen Erfolg zu reduzieren, würde uns noch stabiler machen.

Deine Wünsche für das Frühjahr und auch längerfristig den SK Sturm betreffend?

Dass die Sturm-Familie weiter wächst und unsere vielbeschworene Treue auch dann bewiesen wird, wenn es einmal nicht so großartig wie 2022 läuft.

Gibst du dir über die Feiertage frei? Bleibt genug Zeit für die Familie?

Leider habe ich für meine eigene Familie viel zu wenig Zeit. So gesehen freue ich mich, zu Weihnachten mit meinen Liebsten dieses kostbare Gemeinsame genießen zu dürfen. Das wünsche ich jedem Mitglied meiner schwarz-weißen Großfamilie ebenfalls.

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