Am 21. Oktober feiert Ex-Präsident Alois Paul, der fünf Jahre lang mit viel Engagement das Geschick unseres SK Sturm mit schönen Erfolgen, aber auch mit schwierigen Phasen bestimmt hat, seinen 75er. Die Sturmfamilie gratuliert herzlich.
Alt-Präsident Alois Paul ein 75er
Der Unternehmer Alois Paul – ehemals Autohaus Paul, Spezialitäten Paul und Sekthaus Paul am Lendplatz, letzteres führte er gemeinsam mit seiner Traude – hat sich zwar in den wohlverdienten Ruhestand zurückgezogen. Als Senator und Vizekonsul der Steiermark-Abteilung der europäischen „Weinritter“ ist er nach wie vor mit großem Engagement tätig. 2023 erhielt er das „Goldene Ehrenzeichen“ der Stadt Graz für seine Verdienste.
1982 kam der damals 32jährige Alois Paul in den Sturmvorstand, wo noch Franz Gady, Helmut Braunegger und Co tätig waren. Am 30. Jänner 1985 löste er als Obmann DI Heinz Hochstrasser ab, im Februar 1986 wählte ihn die Generalversammlung zum Präsidenten. Hans Walch und Herbert Troger senior waren Vizepräsidenten, Helmut Braunegger Kassenchef.

Legendärer 4:3-Sieg über Innsbruck
Paul sorgte 1985 mit dem Verkauf Walter Hörmanns nach St. Gallen für volle Kassen, das Engagement von Stürmer Günther Vidreis von VÖEST Linz sorgte für Kämpfe mit dem dortigen starken Mann Ruhaltinger. Nach dem Intermezzo mit dem Kroaten Ivan „Dalma“ Markovic, der als neuer Otto Baric engagiert wurde, aber sich als zu eigenwillig erwies, folgte mit Coach Franz Mikscha eine tolle Phase. Der legendäre 4:3-Sieg über Innsbruck nach 1:3-Rückstand, das 2:1 gegen den GAK durch Tore von Cop und Schauss in den Schlussminuten, der Sieg über den LASK sorgten für Euphorie.
Im Sommer und Herbst 1986 folgte eine schwierige Phase: Paul hatte mit dem in Klagenfurt so erfolgreichen Ex-Nationalspieler Professor Walter Ludescher einen anerkannten Spitzenmann nach Graz geholt. Er übernahm die Herkulesaufgabe, eine über dem Zenit befindliche Truppe neu aufzustellen. Langjährige Lieblinge wie Bakota, Szokolai, Saria, Steiner, Pichler, Jurtin, Cop wurden ersetzt. „Lu“ gab Otto Konrad, Chris Peintinger, Rupert Marko, Kurt Temm, Wolfgang Hainzl, dem späteren Salzburger Franz Aigner, Johnny Hansen, Harald Löschnig, Gerhard Goldbrich und Co eine Chance. Mit „Bulle“ Delzepich aus Aachen und Dido Teskeredzic aus Sarajewo wurde immerhin die obere Play-off der damaligen Zwölferliga erreicht.
Rang fünf und die UEFA-Cup-Qualifikation
1987 spülten dann die Abgänge von Rupert Marko und Chris Peintinger zu Ernst Happels FC Tirol Geld in die Klubkasse. Mit Ewe Türmer, den Paul von Joschi Walters Austria loseiste, mit Walter Kogler aus Wolfsberg, dem jungen Udo Benko aus Friesach, Harry Krämer aus Frankfurt, dem Coup mit Günther Koschak vom GAK und mit Hacki Holzer aus Lienz stand schließlich eine tolle Truppe zur Verfügung, die vorerst die obere Play-off und dann im Frühjahr 1988 Rang drei und die UEFA-Cup-Qualifikation erreichte. Die Mannschaft Konrad (Paal); Peter Huberts, Petrovic, Schauss, Feirer (Walter Kogler); Thonhofer, Udo Benko, Türmer, Temm (Holzer, Binder, Goldbrich); Koschak, Krämer (Aigner) überzeugte mit Kampf, Konterspiel und kluger Taktik. Harry Krämer war mit 13 Toren allein im Frühjahr ein umjubelter Goalgetter.
Schicksalhaft dann der Sommer 1988. Mit Jürgen Werner und Georg Zellhofer vom Spitzenklub VÖEST Linz wollten Paul und Co der Truppe noch mehr Qualität verpassen. Verwirrung stiftete das Geschenk von Hannes Kartnig, der dem Klub bei Transferschluss Schoko Schachner zur Verfügung stellte. Der war zuletzt im süditalienischen Avellino nur mehr Ersatz.
Millionentruppe mit Titelambitionen
Sturm galt nun in den Medien als „Millionentruppe“ mit Titelambitionen. Doch das Schicksal war unbarmherzig: Goalgetter Harri Krämer verletzte sich im Intertoto in Israel schwer an der Schulter, fiel den ganzen Herbst über aus. Schoko war noch nicht in Form, der erhoffte Regisseur Jürgen Werner war anfangs erkrankt. Sturm spielte zwar optisch stark, schoss aber in den ersten neun Spielen nur vier(!) Tore. Krämer fehlte an allen Ecken und Enden, die Gegner mauerten gegen das „Millionenteam“, die alte Konterspielweise ging verloren. Die Folge: Sturm verlor mehrmals 0:1 oder spielte 0:1 und rutschte ins mittlere Play-off, ein wirtschaftlicher Tiefschlag. Paul engagierte Kjeld Seneca als technischen Direktor und holte den bei Rapid abgegangenen Otto Baric nach sechs Jahren wieder nach Graz. Im Frühjahr, im mittleren Play-off, brillierte Sturm mit dem genesenen Krämer, mit Schachner, Werner und Co und eroberte souverän Rang eins.

Turbulente Phasen
Mittlerweile aber drängte Hannes Kartnig massiv auf die Übernahme des Klubs, mit Neff als Werbepartner wollte er investieren und mit Baric vorne mitspielen. Die bisherige Führung aber setzte auf verantwortliches Wirtschaften und auf den Abbau der Schulden. Alois Paul geriet in die Mühlen der Opposition um Hannes Kartnig, die vehement auf eine Vollversammlung drängte und verkündete nach viereinhalb Jahren seinen Rücktritt. In der stürmischen außerordentlichen Generalversammlung, die Kartnig und der Anhängerklub bewirkt hatten, wurde das Team Kartnig zwar abgewählt, Werner Mörth, dann Hugo Egger und schließlich Charly Temmel führten den SK Sturm. Drei Jahre später aber begann nach einem neuerlichen Fall ins mittlere Play-off die Ära Kartnig. Alois Paul zog sich zurück, blieb dem SK Sturm aber als Mitglied und Fan verbunden. Sein Lokal am Lendplatz war bis zuletzt stets ein Treffpunkt von Schwarzweißen. Als „Weinritter“ ist Alois Paul in seinem Unruhestand anerkannt und erfolgreich.
Die Sturmfamilie gratuliert zum runden Geburtstag.