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Jahrhundert-Spieler Heinz Ruß ist 85

16 Jahre bei und für Sturm (immer neben seinem Vollzeitjob!), mit seinen 411 Spielen Top-5 im ewigen Einsatzranking, Mitglied der Jahrhundert-Elf – Heinz Ruß, eine schwarz-weiße Legende, feiert seinen 85er.

Ein Sir vom Scheitel bis zur Sohle

Ruhig und bescheiden, wie es seine Art war, hat sich Heinz Ruß 1978, als er mit 39 (!) Jahren seine Karriere beendete, ganz aus der Sportöffentlichkeit zurückgezogen. In seiner Heimatstadt Mürzzuschlag, wo er bis zu seiner Pensionierung im Werk Schöller-Bleckmann arbeitete, fühlt er sich wohl.

Heinz Ruß kam im Juli 1962 im 23. Lebensjahr gemeinsam mit Stürmer Günther Kropf vom Zweitligaklub Hönigsberg zu Sturm. Schwarzweiß spielte damals in der Regionalliga Mitte um den Aufstieg in die Staatsliga. Wie damals üblich, war Ruß „Vertragsspieler“. Er behielt stets seinen harten Job im Stahlwerk. Nach Schichtende fuhr er drei- bis viermal wöchentlich – bis zu seinem schweren Unfall 1969 mit dem Auto, dann mit der Bahn – nach Graz zum Training und zu den Spielen. Zuerst gemeinsam mit Günther Kropf, ab 1963 auch mit Ladi Swoboda und ab 1972 mit Mandi Steiner, der in Bruck zustieg.

1972 wurde der gefeierte Libero für zehn Jahre in Schwarz-Weiß geehrt. © Archiv Sturm Graz

Comeback nach schwerem Unfall

Der technisch starke, beidbeinige Ruß war auf Anhieb Stammspieler als rechter oder linker Außenverteidiger oder im Mittelfeld. Sein erstes Pflichtspiel im September 1962 war Sturm gegen Donawitz, 3:1, mit der Mannschaft Mikscha; Franz Reiter, Wolf, Pammer; Ruß, Sajko; Aigner, Heli Wagner, Helmut Weber, Schursch, Kropf.

Nach dem gelungenen Aufstieg 1964 machte er sich in der Staatsliga einen Namen und stand auf der Wunschliste von Rapid-Sportdirektor Franz „Bimbo“ Binder. Doch Ruß blieb trotz Abstieg 1965 bei Sturm und wurde 1966 neuerlich Meister.

1968 setzte der legendäre Trainer Gerdi Springer auf Heinz Ruß und funktionierte ihn zum Abwehrchef, dem „Libero“ um. Ruß überzeugte in der damals sehr starken Sturmtruppe derart, dass ihn Teamchef Leopold Stastny im Herbst 1968 ins Nationalteam berief. Gegen die Schweiz (0:1 in Bern) und beim 2:2 in Dublin gegen Irland bot er eine sehr gute Leistung. Das Team in Irland: Fuchsbichler (Harreither); Gebhardt, Sturmberger, Eigenstiller, Ruß; Horvath, Erich Hof; Fritsch, Ettmair, Köglberger (Metzler), Redl. Stastny hätte noch länger auf Ruß gesetzt, wäre er nicht im Mai 1969 als Beifahrer bei einem von Ladi Swoboda unverschuldeten Frontalcrash auf der leidigen „Gastarbeiterroute“ bei Mixnitz schwer verletzt worden. Ruß lag lang im UKH und kaum jemand glaubte ans Comeback. Doch schon im Spätherbst 1969 war der 30-jährige zähe Kämpfer wieder mit dabei.

Legendär: Heinz Ruß begrüßt Franz Beckenbauer und den FC Bayern München zum Ablösespiel für Kjeld Seneca in Liebenau. © Archiv Sturm Graz

Dauerbrenner Heinz Ruß

Von 1970 bis 1977 erlebte Ruß seinen zweiten und dritten Frühling. Zuerst im Messestädtecup im Herbst 1970 gegen Arsenal London, wo Heinz Schilcher Libero, Walter Fuchs Vorstopper und Ruß wieder Außenverteidiger war. Dann unter dem deutschen Trainer Adolf Remy ab Sommer 1971 als souveräner Abwehrchef. In der Ära Karl Schlechta – November 1972 bis Juni 1977 – war Heinz Ruß fast in jedem Spiel dabei. Als Libero kämpfte er im Frühjahr 1973 gegen den Abstieg, feierte im Herbst 1973 die tolle Erfolgsserie mit der Tabellenführung bis in den Oktober. 1974 zog Sturm als einziger steirischer Klub in die neue Zehner-Bundesliga ein. Rund um „Oldboy“ Heinz Ruß baute Sir Karl Schlechta die Erfolgstruppe Saria (Muftic, Benko); Wirth (Ruth), Ruß, Heri Weber, Huberts; Pichler, Seneca, Steiner; Kulmer, Stendal, Jurtin. Das ÖFB-Cup-Finale 1975 gegen Wacker Innsbruck, Europacup der Pokalsieger 1975/76 mit den Erfolgen gegen Slavia Sofia und Haladas Szombathely sowie mit den Spielen gegen Eintracht Frankfurt, Derby-Siege – 3:0, 2:1 – gegen den GAK: Heinz Ruß war in all den Jahren Kapitän und fehlte nahezu in keinem Spiel.

Heinz Ruß (hockend rechts neben Keeper Günther Paulitsch) mit dem Sturm-Team von 1970 um Trainer Gerd Springer (links). © Archiv Sturm Graz

Jahrhundertspieler und Sturm-Legende

Im April 1978 bestritt Heinz Ruß auf der alten Hütteldorfer Pfarrwiese im 39. Lebensjahr stehend sein letztes Punktespiel für Sturm in der Mannschaft Saria; Wirth, Seneca, Weber, Grischenig (Ruß); Pichler, Steiner, Schauss; Kulmer, Toni Haas, Jurtin. Mit 411 Pflichtspielen steht er mit Mario Haas (547), Günther Neukirchner (507), Andy Pichler (466) und Rudi Schauss (446) an der Spitze der Einsatztabelle aller Sturmspieler. Zu berücksichtigen ist, dass 1962 bis 1968 die Saison nur 26 Spiele umfasste, erst 1974 waren es dann 36 Runden.

Seit 2009 steht Heinz Ruß in der von den Fans gewählten „Jahrhundertelf“ des SK Sturm, seit 2017 ist er offizielle Sturm-Legende.

Nach dem Tod seiner Frau lebt Heinz Ruß heute völlig zurückgezogen in Mürzzuschlag.

Die Sturmfamilie wünscht Heinz Ruß zum 85er am 5. Oktober alles Gute und viel Gesundheit. Der älteren Generation wird er unvergessen bleiben.

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