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Sturm-Legende Hugo Seidl verstorben

Am 30. September 2022 ist Sturm-Ehrenmitglied, Anhängerklub-Langzeit-Präsident, Faschings-Entertainer und Sturm-Nachwuchstrainer Hugo Seidl acht Monate nach seinem Neunziger verstorben. Die Sturm-Familie trauert um eine Legende.

Bis zuletzt fieberte Hugo Seidl mit seinen Schwarzweißen, über Facebook war er mit der Sturmfamilie verbunden und auch der jungen Generation ein Begriff. Bis vor kurzem ließ er sich den Besuch der Sturm-Heimspiele nicht nehmen.

Hugo Seidl verstarb im 91. Lebensjahr. © GEPA pictures

Ein Mann der Selbstdisziplin

Zielstrebigkeit, Ehrgeiz und Begeisterung kennzeichneten sein Leben. Und Selbstdisziplin, mit der er schwere Schicksalsschläge überwand und immer wieder mit Lebensmut neue Kraft fand: 1988 erschütterte ihn der frühe Tod seiner geliebten Ehefrau und Mutter zweier Söhne Grete, die mit ihm voller Begeisterung für Sturm arbeitete. Der plötzliche Tod seiner langjährigen Lebensgefährtin Rosemarie, die ihm ebenfalls beim Anhängerklub und bei der Faschings-Gilde zur Seite stand, war für ihn dann nur schwer zu ertragen.

Marsch durch Graz in die Gruabn

Geboren 1932 trat Hugo Seidl nach abgeschlossener Kaufmannslehre 1949 in den Postdienst ein. Vom Telegraphenbau über den Postautobus-Lenker stieg er zum Amtsdirektor in Graz St.Peter und dann beim Postamt Roseggerhaus auf. Matura und Verkehrsleiter-Prüfung absolvierte er mit Erfolg.

Im ersten Kriegsjahr, 1939, die Männer waren alle eingerückt, pilgerte der kleine Hugo mit einigen Freunden schon auf den Sturmplatz. „Meine Großmutter führte den Kirchenwirt in Don Bosco, von dort ging es über die Felder und Wiesen in die Stadt zum Sturmspiel“, erzählte Seidl oft. „Wir kamen bereits zwei Stunden vor Beginn, damit wir am Stehplatz ganz vorne Platz hatten. Von da an gab`s für mich nur mehr Sturm.“ Unvergesslich für ihn die damaligen Lieblinge Hörzer, Pevny, Gmeindl, Rudolf Schneider, Schabus und Co.

Trainer im Sturm-Nachwuchs

Bis 1949 spielte er unter Jugendleiter Schrank bei den Sturm-Schülern und der Sturm-Jugend im Tor. Gegen Austria Graz erlitt er eine schwere Fußverletzung, musste pausieren und spielte später bei der GSV und aus beruflichen Gründen in Kapfenberg.

„Ende der 1960er Jahre holte mich Sturm-Sektionsleiter Karl Trenk als Betreuer zum Sturm-Nachwuchs. Bis herauf zur Unter-20 habe ich alle Mannschaften betreut, einmal wurden wir mit der Unter-17 österreichischer Vizemeister“, erzählte Seidl gerne aus früheren Zeiten.

Im Februar 1979 legt er beim Steirischen Fußballverband die Landesverbands-Trainerprüfung ab und arbeitete in der Folge als Trainer im Sturm-Nachwuchs, dazu als Verbandsfunktionär beim neu geschaffenen Leistungszentrum.

Hugo Seidl. © GEPA pictures


Anhängerklub-Präsident seit 1985

In den 1970er Jahren holte ihn der damalige Anhängerklub-Präsident Dr. Herbert Troger in sein Team. Zuerst als Kassenleiter, am 28. März 1985 folgte er Troger als Präsident. In den 17 Jahren bis zu seinem Rückzug im Alter von 70 Jahren, 2002, machte sich Hugo Seidl, der begnadete Organisator, mit zahlreichen Großveranstaltungen des Sturm-Anhängerklubs einen Namen und fand mit seinem Engagement bei der Grazer Faschingsgilde ein weiteres Betätigungsfeld, das ihn bis nach Deutschland hinaus bekannt machte.

Schlachtenbummler-Fahrten

Neben den traditionellen Aktivitäten beim Anhängerklub – Preisschnapsen und Weihnachtsfeiern für die Sturm-Jugend, die damals so genannten „Schlachtenbummler-Fahrten“ zu den Auswärtsspielen – baute er den Sturmball zu einem Großereignis aus. Zuerst am Grazer Schlossberg, dann – als die Räumlichkeiten zu eng wurden – in der Kammersälen in der Strauchergasse. Diese Bälle mit den White-Stars und mit Auftritten von Faschingsgilden waren absolute Renner in Graz.

Die von ihm gegründete Damen-Showtanzgruppe in Schwarzweiß machte nicht nur beim Sturmball sondern auch bei Auftritten in München, Berchtesgaden, Darmstadt und mehr Furore. Als Vizepräsident der Grazer Faschingsgilde arbeitete er am Ausbau der Städtefreundschaft Graz – Darmstadt. Lange Jahre trat er als Conferencier und Sänger bei Karnevals-Abenden auf, war ein begeisterter Entertainer.

Ehrenmitglied Hugo Seidl

Auch nach seinem Rückzug blieb Hugo Seidl seinem Sportklub Sturm aufs engste verbunden. 2018 wurde er im Raiffeisensaal Raaba zum Ehrenmitglied ernannt. Ehrenzeichen der Republik, der Stadt Graz, des Steirischen Fußballverbandes und der vielen Karneval-Vereine runden sein Lebenswerk ab.

Lieber Hugo, du hast mit Sturm-Geschichte geschrieben, ein Ehrenplatz in der schwarz-weißen Historie und in den Herzen der Fans ist dir sicher.

Hugo Seidl mit Sturm-Präsident Christian Jauk. © GEPA pictures


Sturm-Präsident Christian Jauk:

„Mit unserem Ehrenmitglied Hugo Seidl hat die Sturm-Familie fast genau ein Jahr nach dem Tod von Herwig Brandstetter wieder eine schwarz-weiße Ikone verloren. Was Seidl in seinem jahrzehntelangen Wirken für Sturm geleistet hat, ist unglaublich: vom Nachwuchstrainer über den Anhängerklub-Präsidenten in einer Zeitspanne von 27 Jahren bis zum hin zum Gestalter großartiger Sturmbälle. Diese Ereignisse am Schlossberg und in den Kammersälen mit den White Stars, mit Alex Rehak, mit der von ihm aufgebauten Sturm-Faschingsgilde werden für alle Zeiten unerreicht bleiben. Bis zuletzt war er bei den Heimspielen dabei und über Facebook mit der jungen Sturm-Familie in Kontakt. Seinen Neunziger im Frühjahr haben wir noch gemeinsam begangen. Ich kann ihm im Namen der Sturm-Familie nur danken. Lieber Hugo, du bleibt in unseren Herzen.“

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