In der Nacht auf den 2. September ist Franz Reiter, genannt „Der Eiserne“, nach schwerer Krankheit 79-jährig verstorben. Am 1. April kommenden Jahres hätte Reiter seinen 80. Geburtstag gefeiert.
Franz Reiter war der „Einser-Reiter“ beim SK Sturm. Ab 1966 verteidigte er zusammen mit dem Wiener Manfred Reiter, dem „Zweier-Reiter“. Schon in den späten 1960er-Jahren war er als „der Eiserne“ der Liebling der Sturmfans. Von 1958 bis 1972 trug Franz Reiter den Sturmdress und war sowohl gegenüber dem Gegner als auch gegenüber sich selbst kompromisslos und hart. Ein Sturmspieler mit Herz und Seele eben.
“Ich will bei Sturm spielen!“
Reiter, geboren am 1. April 1943, erinnert sich: „Ich war ein waschechter Augartenkicker, habe fast jeden Tag mit Freunden dort auf der Wiese gekickt. 1958 war ich 15 und hatte die Schule abgeschlossen, da bin ich runter auf den Jakominigürtel und hab gesagt: Ich will bei Sturm spielen.“ Jugendchef war damals der ehemalige Sturm-Mittelfeldspieler aus Wien, Josef Mikulic. Er nahm Reiter nach einem Probetraining auf, und über Jugend und Junioren ging es im Blitztempo in Richtung Erste. Zum Debüt kam es schon in der Saison 1960/61 in der damaligen Regionalliga Mitte. Trainer Janos Szep war in die USA ausgewandert, Otto Mühlbauer war der Trainer und er gab dem knapp 18-jährigen Reiter gegen Fohnsdorf die Chance.
Von Verletzung zurückgeworfen
In der Saison 1961/62 unter Trainer Gustl Rumpf spielte der 19-Jährige in elf Spielen und auch 1962 im Herbst unter Coach Lajos Lörinczy war er stets dabei – mit der Truppe Mikscha; Reiter, Wolf, Pammer; Ruß, Sajko; Aigner, Heli Wagner, Weber, Schursch, Kropf. Dann jedoch warf ihn eine Verletzung zurück, ehe er sich im Frühjahr 1964 wieder in der Ersten um den Wiederaufstieg mit Austria Klagenfurt duellierte. Im Sommer 1964 kehrte Sturm nach sechs Jahren ins Oberhaus zurück – und Franz Reiter war im Staatsliga-Herbst 1964 unter Trainer Rudolf Suchanek mit 21 Jahren Stammspieler als rechter Außenverteidiger. Dr. Paulitsch; Reiter, Gombocz, Ruß; Sajko, Schrottenbaum; Kropf, Murlasits, Tesourinho, Medle, Kastner war jene Mannschaft, die im Oktober 1964 den GAK erstmals seit 1951 mit 2:0 besiegte.
Ein Jahr in Oberwart
Jänner 1965: Hallenfußball-Turnier in der Union-Halle, Sturm gegen GAK, Reiter verletzt sich am Knöchel und fällt sechs Monate aus. Im Sommer 1965 wechselt er für ein Jahr zum SC Oberwart, um wieder Spielpraxis zu sammeln – und im Sommer 1966 ist er zurück. Gerade rechtzeitig zum Wiederaufstieg des SK Sturm. Jetzt beginnt seine große Sturmzeit, die bis 1972 andauert: Unter Trainer Franz Fuchs spielte er im 4-2-4-System „Doppelstopper“ mit dem Wiener Manfred Reiter (II) und trug entscheidend zum Ligaverbleib bei. Mikscha; Ruß, Reiter II, Reiter I, Haitzer; Fuchs, Murlasits; Tesourinho, Wagner, Berek (Horvath), Reisinger – das war damals die Standardelf. Ab November 1967 schwang der Kärntner Herrera Gerd Springer das Zepter in der Gruabn. Jetzt ging`s sportlich steil bergauf. Mit Kaiser, Peintinger, Heli Huberts, ein Jahr später mit Grloci, Willi Huberts, dann mit Schilcher, Hölzl, Zamut erreichte Sturm das Spitzenfeld der Liga, den Mitropacup und 1970 den Messenstädtecup mit dem Highlight gegen Arsenal.
Gips selbst runtergeschnitten und gekickt
Der „Eiserne Franz“ wurde mit seiner Härte, Konsequenz und seinem unvergleichlichen Sliding-Tackling zu einer Ikone. Zuerst als „Vorstopper“, dann meist als rechter Außenverteidiger war er bei allen großen Erfolgen – einem 3:1 gegen GAK, dem Siegeslauf 1968, dem 2:1 und 2:0 gegen Rapid, dem unvergesslichen 6:3 gegen Austria Wien und eben dem 1:0 und knappen 0:2 gegen Arsenal London 1970/71 dabei. Im September 1970 wurde Reiter auf der Simmeringer Had arg verletzt. „Und gegen Arsenal war ich nur aufgestellt, weil ich mir eigenhändig den Gips runtergeschnitten habe“, erinnert er sich. Eine einzige „Rote“ handelte sich Reiter ein, es war nach dem 2:0-Sieg gegen den LASK, 1970. In der Dusche – damals duschten sich beide Teams gemeinsam – kam es zu einer Rangelei mit dem Linzer Wurdinger, die Folge war eine saftige Sperre. „Aber heutzutage würde ich mit meinem konsequenten Spiel wohl mehr Rote kassieren“, schmunzelt Reiter.
Karriereende in Oberwart
Seine letzte Saison war 1971/72 unter dem Deutschen Adolf Remy, Reiter war im Frühjahr bei den legendären Regenschlachten gegen Rapid (3:1), Innsbruck (2:2), VÖEST (2:0) und beim 4:3 gegen GAK mit dabei. Sturm schwelgte in Euphorie. Im Sommer 1972 wollten Hans Gert und Adolf Remy verjüngen, holten mit Seneca und Schriver junge Dänen. Sie verzichteten auf Reiter, Kupferschmidt und Kaiser. Ruß verletzte sich, Fuchs ging in die Staaten. Die Folge: Sturm schlitterte in die Abstiegszone und blieb nur um ein Haar nach der Maul- und Klauenseuchen-Affäre in der obersten Spielklasse. Franz Reiter aber, der auch als Zauberer seine Show abzog immer wieder für beste Stimmung und Unterhaltung im Klub sorgte, ließ seine Karriere bei Oberwart ausklingen.
Die Sturmfamilie wird Franz Reiter stets in bester Erinnerung behalten und spricht seiner Gattin Margit, seiner Tochter Petra, Sohn Gerald sowie allen Angehörigen ihr tief empfundenes Beileid aus.
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