Am 15. August hätte Sturm-Ehrenpräsident Hans Fedl seinen 73er gefeiert. Gestern ist unser Sturm-Urgestein nach längerer Krankheit friedlich eingeschlafen.
Die große Sturmfamilie, viele ehemalige Fußballer und Funktionäre in ganz Österreich trauern um ihn. Hans Fedl war allen ein Begriff und überall geschätzt. Hans Fedl, in der kritischen Sturmphase von November 2006 bis Jänner 2007 Sturm-Präsident und seither Ehrenpräsident, war über Jahrzehnte bei allen Sturmspielen aber auch bei internationalen Ereignissen mit dabei und allseits ein liebgewonnenes Original.
Mit 14 erste Dauerkarte
Am 15. August 1965 war Hans Fedl gerade 14 Jahre alt geworden. Es war der zweite Tag der Lehrzeit des Fleischerei- und Gastwirt-Sohnes aus Kalsdorf, und an diesem Tag spielte Sturm in der Gruabn im ÖFB-Pokal gegen Wacker Innsbruck. Sturmtrainer war Karl Adamek, Sturm spielte mit Mikscha; Ruß, Wolf, Swoboda; Hans Gombocz, Neuhold; Tesourinha, Horvath, Murlasits, Ernst Kozlicek, Reisinger. Gernot Fraydl, der spätere Sturmtrainer und damals erfolgreiche Teamgoalie, stand im Innsbrucker Tor. Sturm, eben aus der Staatsliga mit viel Pech abgestiegen, unterlag mit 1:3 (Tore: Wolny, Murlasits, Tutschek, Siber). Hans Fedl war trotz der Niederlage vom Sturmgeist infiziert.
Wenige Wochen später, im September 1965, vor beinahe 60 Jahren, erschien Hans mit dem ersten ersparten Lehrgeld im alten Klubhaus bei Sekretär Edi Wagner. „Grüß Gott, Herr Wagner, darf ich eine Dauerkarte kaufen?“
Loge 23, Sitz 5 in der ersten Reihe der altehrwürdigen Holztribüne in der Gruabn war seither der Stammplatz von Hans Fedl. Und dort erlebte er den Wiederaufstieg 1966 und die Erfolgsära unter Gerdi Springer von 1967 bis 1970. Als Sturm dann im Europapokal und später auch in der Meisterschaft mehr und mehr ins Bundesstadion Liebenau übersiedelte, hatte Fedl auch dort seinen fixen Sitzplatz.
Nach Fleischerlehre, Gesellen- und Meisterprüfung, Gastro-Gewerbe und Abendmatura arbeitete Hans Fedl zuerst drei Jahre im Finanzamt – übrigens gemeinsam mit Hubsi Kulmer. Ab 1980 baute Hans Fedl mit kleinen Anfängen sein Unternehmen mit Kühl- und Lagercenter sowie Transportlogistik auf mit 23 Groß-Transportern und insgesamt 32 Mitarbeitern, die in ganz Europa unterwegs waren, wobei auch er selbst oft am Steuer saß. Der Vater zweier Kinder ging schließlich nach den schwierigen Jahren der Euro- und Finanzkrise eine Kooperation mit Müller-Transporte aus Wiener Neudorf ein und zog sich 2014 mit 63 in den Ruhestand zurück.
LKW mit Champ-Botschaften
Die Fußball-Leidenschaft führte Fedl aus der Gruabn nach ganz Fußball-Europa, er war ab den 1990er Jahren bei allen großen Europacup- und Champions-League-Endpielen dabei. Beim Finale 1997 in München – Juventus gegen Dortmund – sah Hans ein Riesenfahrzeug mit der Aufschrift „Wir holen den Pott heim“. Anlass für ihn, nach den Sturm-Meistertiteln 1998 und 1999 all seine Kühl-Trucks in großen Lettern mit „Sturm-Graz – Champ 98 und Champ 99“ zu versehen. Als Sturm-Gönner war der bullige Unternehmer in all den Jahren großzügig.
2006/07 Rettungsaktion
Kein Geheimnis: Ohne Christian Jauk und sein Netzwerk an Investoren (Raiffeisen-Landesbank, Grazer Wechselseitige, Styria AG) und guten Geistern wie Stefan Fattinger, dem unermüdlichen Ausgleichs-Verhandler Michael Drexel, ohne Hans Rinner, Hans Fedl, Gerhard Marbler, Günther Niederl, Gerald Stockenhuber und Co. gäbe es Sturm in der heutigen Form mit Sicherheit nicht.
In fairer Abwicklung ging am 2. November 2006 der Präsidentenwechsel von Hannes Kartnig zu Hans Fedl über die Bühne. Fedl erinnerte sich an diese Zeit: „Unvergesslich für mich meine kurze Ansprache im damaligen Schwarzenegger-Stadion vor dem Spiel gegen Altach im November 2006 (2:0 für Sturm), als ich sagte: „Sturm wird leben. Das Wunder sollte Wirklichkeit werden. Für mich aber war von vornherein klar, dass ich nicht lange an der Spitze stehen würde. Und so übergab ich nach dem erfolgreichen Ausgleich im Jänner 2007 das Präsidentenamt an Hans Rinner.“
Ehrenpräsident auf Lebenszeit
Hans Fedl wurde im Jänner 2007 zum Ehrenpräsidenten auf Lebenszeit gewählt, von 2007 bis Jänner 2016 war Fedl auch offiziell Vorstandsmitglied.
Ungezählte Aktionen – wie die Dank-Wallfahrt nach Mariazell, das 100-Jahr-Fest mit Ambros und Kolonovits im Schwarzlzentrum – veranstaltete Fedl 2009 für die Sturmfans.
Lange Jahre genoss er den wohlverdienten Ruhestand mit Reisen zur EM, zu CL-Spielen und er ließ auch kein Sturmspiel aus. Im letzten Jahr wurde es still um Hans Fedl, er konnte nicht mehr zu den Spielen kommen, Cupsieg und Meistertitel erlebte er als letzte Freude am Krankenbett. Am 20. Juni 2024 riss sein Lebensfaden.
Die Sturmfamilie sendet dir, lieber Hans, ein letztes Lebewohl und wird dir für immer ein Denkmal setzen. Danke für alles.
Präsident Christian Jauk:
„Hans Fedl war als schwarzweißes Urgestein von Anfang an bei unserer Rettungsaktion 2006/07 mit viel Engagement dabei und stellte sich Sturm in schwierigster Situation als Kurzzeit-Präsident zur Verfügung. Sein Herz hing ganz einfach an seinen ,Schwoazen', über all die Jahre war er bei allen Spielen – egal ob in Liebenau, auswärts oder bei internationalen Einsätzen – dabei und war als Vorstandsmitglied und Ehrenpräsident auch bei den monatlichen Lenkungsausschüssen mit Interesse anwesend. Als es ihm zuletzt gesundheitlich nicht gut ging, hielt ich Kontakt zu ihm, leider war es nicht möglich, ihn zur Generalversammlung oder zu den letzten Spielen zu bringen. Lieber Hans, du warst und bist ein Sturm-Symbol, wir danken dir für deine so lange Unterstützung. Du wirst immer in unserer Mitte bleiben.“
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