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Der eingeschlagene Weg

Andreas Schicker, Geschäftsführer Sport des SK Sturm Graz, am Wort. Der bescheidene Obersteirer sieht sich nicht als „Millionenmacher“. Hier das vereinsinterne Interview mit Andi Schicker nach einer großartigen Herbstsaison, in dem der Sport-Boss bestätigt, dass auch schon Millionenangebote für Spieler abgelehnt wurden.

Erfolgsteam: Andi Schicker und Trainer Christian Ilzer. © GEPA pictures

Ganz ehrlich: Welche Erwartungen hattest du vor Saisonstart bezüglich der Herbstmeisterschaft und der Europa League?

Da wir eine sehr gute Hierarchie in der Mannschaft haben und die jungen Spieler großes Entwicklungspotenzial mitbringen, war die Hoffnung groß, dass es weiter in eine erfolgreiche Richtung geht.

Und was sagst du heute aus sportlicher Sicht zur abgelaufenen Saison?

Am Ende war es großartig. In 27 Spielen gab es nur vier Niederlagen, drei davon in internationalen Begegnungen. Trotz des sehr dichten Programmes haben wir uns teuer verkauft. Wir stehen auf einem internationalen Startplatz und sind auf dem richtigen Weg.

Welche Momente waren für dich die herausragendsten im Herbst 2022? National und international.

Die Siege gegen Salzburg in der Meisterschaft und gegen Feyenoord waren sehr emotional, richtig schön, ein cooler Schritt nach vorne. Stolz macht mich aber auch, dass wir die sogenannten kleinen Spiele nach den Europacup-Matches gewonnen haben.

Der Højlund-Transfer brachte Sturm gutes Geld. © GEPA pictures

Darf man dich als „Millionenmacher“ bezeichnen, als den Mann, der dem Klub durch seine Transferpolitik das große Geld bringt?

Diesen finanziellen Erfolg, etwa durch die Verkäufe von Yeboah und Højlund, sollte man nicht an einzelnen Personen festmachen, das gefällt mir nicht. Dafür braucht es ein funktionierendes Team, in dem alle zusammenarbeiten. Der Millionenmacher bei Sturm heißt nicht Schicker, dafür ist das gesamte Team des SK Sturm verantwortlich.

Wie begegnest du bei Vertrags- oder Ablöseverhandlungen Aussagen wie „Sturm ist jetzt eh reich, da wird man sich doch schon das eine oder andere leisten können“?

Mit diesem Thema muss ich mich tagtäglich auseinandersetzen. Sturm bleibt weiter ein bodenständiger Verein, der als Gesamtes wachsen muss. Wir sind auf einem guten Weg, mit dem Trainerstab, mit Geschäftsführer-Kollege Thomas Tebbich und mit dem gesamten Team in der Geschäftsstelle den nächsten Schritt zu gehen.

Wird der Sturmfan jenen Tag erleben, an dem der Klub einen Spieler wegen dessen sportlicher Wertigkeit nicht freigibt, obwohl der potenzielle Käufer mit Millionen winkt?

Das hat es in letzter Zeit schon einige Male gegeben. Wir haben definitiv Millionenangebote für Spieler abgelehnt, das Ganze aber nie öffentlich gemacht. Um einen perfekten Transfer abzuwickeln, muss der Spieler auch bereit sein und das Timing muss für alle Seiten passen.

Andreas Schicker hat seinen Vertrag bei Sturm kürzlich bis 2026 verlängert. © GEPA Pictures

Der SK Sturm hat in den letzten Jahren an Personal ordentlich zulegt. Ist Sturm heute auch außerhalb des Spielfeldes gut aufgestellt?

Wir haben uns allgemein als Klub gut entwickelt. Das gilt von der Geschäftsführung abwärts über die zweite Mannschaft bis zu den Damen. Jetzt heißt es, sich Schritt für Schritt weiterzuentwickeln.

Dass es bei Sturm so gut läuft, ist ja auch auf die gute Gesprächsbasis innerhalb der sportlichen Abteilung zurückzuführen. Wie würdest du die Stimmung im Team beschreiben?

Wie eben gesagt, wollen alle Verantwortlichen den SK Sturm in erster Linie weiterentwickeln. Das passiert bei uns auf einer Basis, in der es menschlich richtig gut stimmt. So etwas ist im Fußball eher außergewöhnlich und bei einem Klub nicht immer der Fall. Ja, es macht auch außerhalb des Spielfeldes großen Spaß mit allen Verantwortlichen im Klub zu arbeiten.

Du hast deinen Vertrag mit Sturm im Herbst bis 2026 verlängert. Was war dafür ausschlaggebend?

Ich habe mit Sturm vor zweieinhalb Jahren einen gemeinsamen Weg eingeschlagen. Wir haben viel gewonnen und der Pfeil zeigt weiterhin nach oben. Und dennoch ist das vorhandene Potenzial nicht voll ausgeschöpft. Das ist der Anreiz.

Die Chemie zwischen den beiden Geschäftsführern stimmt. © GEPA pictures

Es werden ja ständig Verträge verlängert. Das heißt aber grundsätzlich nicht, dass der Vertragspartner dann tatsächlich länger bleibt, sondern nur, dass er mehr kostet, wenn er früher geht. Oder?

Das ist schon richtig. Aber dieses Thema bestimmt der Markt. Speziell bei den jungen Spielern gibt es ein großes Verkaufspotenzial. Da muss man bei jedem einzelnen Vertrag versuchen, das Beste für Sturm rauszuholen.

Der Vertrag mit Tormann Jörg Siebenhandl wurde hingegen nicht verlängert. Viele Fans können das nicht nachvollziehen. Darf man nach dem Grund fragen?

Klar! Jörg, mit dem ich in Wiener Neustadt noch zusammengespielt habe, hat sechs Jahre lang gute Leistungen bei Sturm gebracht. Uns ist die Entscheidung nicht leicht gefallen, es war sehr schwierig. Aber wir haben uns letztendlich nicht gegen Jörg entschieden, sondern einfach für ein neues Torhüterprofil.

Welchen Eindruck hat die Fußball-WM auf dich gemacht?

Es gab ein großartiges Finale, das beste, das ich je gesehen habe. Ich konnte nicht viel von der WM verfolgen, da ich anderes zu tun hatte. Aber ich freue mich mit Weltmeister Argentinien. Da gibt es übrigens eine interessante Parallele zur Familie Schicker: Ich bin 1986 geboren, als Argentinien den Weltmeistertitel holte, mein Sohn Matteo heuer, im nächsten Weltmeisterjahr der Argentinier.

Welchen WM-Kicker würdest du holen, wenn Geld keine Rolle spielen würde?

Grundsätzlich bin ich hochzufrieden mit unseren Jungs. Aber, wenn ich Messi nach Graz holen würde, würde sicher keiner schimpfen.

Das Wort des Sturm-Geschäftsführers Sport hat Gewicht. © GEPA pictures

Deine Wünsche für das Frühjahr und auch längerfristig den SK Sturm betreffend?

Am allerwichtigsten ist, dass wir diesen Weg weitergehen und vor Verletzungen verschont bleiben. Ich wünsche mir, dass alle am Boden bleiben und die Erwartungshaltung nicht zu hoch ansetzen, dass wir auch unterstützt werden, wenn es nicht so gut läuft. Dafür sage ich schon jetzt ein großes Dankeschön.

Gibst du dir über die Feiertage frei? Bleibt genug Zeit für die Familie?

Es werden die ersten gemeinsamen Weihnachten mit meiner Frau Melanie und Sohn Matteo. Darauf freue ich mich schon sehr.

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