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Das Schweizer Uhrwerk

Gregory Wüthrich über seine Karriere, schwere Zeiten, das Grazer Spiel und die nahe Zukunft.

In der abgelaufenen Saison waren es unglaubliche acht Scorerpunkte in der österreichischen Bundesliga, in der bisherigen durfte Wüthrich bisher einmal jubeln. © GEPA Pictures

Ein Interview mit Tiefgang

Der Abwehrchef muss es wissen: Was macht unsere starke Defensivabteilung besonders aus? Das Feyenoord Spiel einmal ausgeklammert.

Das ist ein Verdienst der ganzen Mannschaft. Wir verteidigen im Kollektiv sehr gut und das beginnt bereits bei den Stürmern. Mit dem Pressing machen sie uns hinten die Arbeit leichter, weil sie viele Balleroberungen in der Hälfte des Gegners haben. Deshalb bekommen wir zur Zeit nur wenig Tore und stehen defensiv sicher. Das ist natürlich sehr wichtig für uns als Team, dass das so weitergeht. 



Wie lässt sich souveräne Abwehrarbeit mit starken acht (!) Scorern in der Vorsaison verbinden — was zeichnet dich bzw. euch besonders aus?



Letzte Saison lief es neben den Ergebnissen auch bei den Scorerpunkten sehr gut. Das liegt daran, dass wir hier sehr standardspezifisch trainieren und wir mit beispielsweise mit Jantschi auch herausragende Freistoß- und Eckballschützen haben, die die Bälle super reinbringen. Das hilft mir natürlich extrem. Ich hoffe, dass ich das diese Saison noch einmal übertreffen kann. 


Nicht nur deine Gefährlichkeit nach Standards ist beeindruckend, auch deine Offensivläufe aus der Defensive heraus stechen ins Auge – woher kommt das?



Ich bin ein Verteidiger, der gerne von hinten rausspielt und das Anlaufen ist etwas, was der Trainer von uns Verteidigern fordert. Ich denke, dass ich dass dann mit meiner Physis und meinem Tempo gut umsetzten kann. Es kommen dann von mir auch hin und wieder gute Pässe zu den Stürmern, wo schon einmal ein oder zwei Assists rausgeschaut haben (lacht).



Gregory Wüthrich ist nicht nur im Kopfballspiel eine Macht, auch seine Tacklings sind meistens perfekt getimt. © GEPA Pictures

Ein Blick zurück zu deinem Transfer nach Graz: Wie entstand der Kontakt zum SK Sturm?

Das Interesse von Sturm kam vom Trainerteam, die haben mich gescoutet. Ich habe dann schnell einen Anruf vom Verein bekommen und bin hierher geflogen. Dann hatten wir ein super Gespräch mit allen Verantwortlichen und wir waren uns schnell einig. Ich wusste, dass ich nach meinem Abenteuer Australien, wo ich nur einen Einjahresvertrag unterschrieben hatte, wieder in Europa Fuß fassen wollte. Der Wechsel nach Australien ist nach einer schwierigen Zeit in Bern zu Stande gekommen. Das letzte Jahr in Bern war schwierig für mich, ich hab mich vor dem ersten Champions League-Spiel beim Abschlusstraining verletzt. Danach habe ich alle Gruppenphasen-Spiele bis auf eines verpasst und das hat mich mental sehr getroffen. Ich habe dann nicht mehr zurück in die Spur gefunden. Ich wusste, dass ich nach dieser Saison einen Neuanfang brauchte und weg musste aus Bern. Ich hatte noch ein Jahr vertrag, habe den dann aber aufgelöst und bin nach Australien. Das war ein Neuanfang für mich und meine Karriere und das hat mir enorm gut getan, ich fand zurück zu alter Stärke. Ich überwand die Verletzungen, die ich in Bern hatte und war auch im Kopf wieder frisch. Mit Sturm Graz war das dann ein Glücksgriff, der denke ich für beide Seiten sehr gut passt.




Du hast bei Sturm verletzungsbedingt nicht einmal eine Handvoll Spiele verpasst, gibts ein Rezept, warum du trotz deiner sehr körperbetonten Spielweise quasi nie verletzt bist?



Ich hatte in der Vergangenheit mit Verletzungen zu kämpfen, was meine Karriere auch etwas gebremst hat. Ich hab die Ernährung umgestellt und esse sehr bewusst, ein Teil davon ist weniger Fleisch zu essen. Ich verzichte nicht gänzlich darauf, aber zum Großteil. Zusätzlich dazu nehme ich viele Nahrungsergänzungsmittel und Vitamine. Das ist sicherlich ein großer Faktor. Übungen vor oder nach dem Training im Kraftraum sind wichtig, da ich sehr fokussiert an gewissen Bereichen an mir arbeite, beispielsweise im Adduktorenbereich. Und der dritte Punkte: Ich bin hier bei Sturm Graz im Spielrhythmus und das kommt mir zugute. Früher war es öfters der Fall, dass ich einmal ein Spiel gespielt habe und dann wieder nur auf der Bank war. Dann ist etwas passiert und der Körper ist mit den Belastungen nicht immer zurecht gekommen.

Der Auftakt in die Gruppenphase der Europa League ist geglückt, was denkst du ist in dieser Europacup-Saison für uns drinnen?



Es ist vieles möglich, wir haben mit dem Sieg gegen Midtyjlland einen gutes Fundament gelegt. Nach der Niederlage bei Feyenoord haben alle Teams in der Gruppe drei Punkte. Die Fans spielen da auch eine große Rolle, sie sind super, sind zahlreich da und pushen uns. Die Partien sind für uns Spieler wie auch für die Fans sehr speziell.



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